Ist die Zeit wieder einmal reif für eine „Bekennende Kirche“?!

April 1945 – April 2015. Vor 70 Jahren geschahen Dinge, die in unserem kulturellen und individuellen Gedächtnis bleiben müssen. Der Widerstand der Bekennenden Kirche gehört mit dazu. Hier deshalb ein paar Gedanken aus meinem „Stillen Kämmerlein“.

Dietrich Bonhoeffer und die „Bekennende Kirche“ (BK) … vieles geht mir durch den Kopf, denke ich an diese Zeit oder an das Werk Bonhoeffers oder an das anderer Christen in diesen schrecklichen Tagen der nazionalsozialistischen Diktatur in Deutschland.

Außerdem war da die Bekennende Kirche – „das war eine Oppositionsbewegung evangelischer Christen, die sich gegen Versuche einer Gleichschaltung von Lehre und Organisation der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) in der Zeit des Nationalsozialismus“ wehrte.

Wikipedia: „Die BK verstand sich seit ihrer Gründung im Mai 1934 als einzige rechtmäßige evangelische Kirche in Deutschland, indem sie den Nationalsozialismus und die Lehren der Deutschen Christen als unchristliche Irrlehren „verwarf“ (Barmer Theologische Erklärung 1934) und sich gegen staatliche und innerkirchliche Übergriffe auf das christliche Glaubensbekenntnis zur Wehr setzte. Sie schuf sich seit Oktober 1934 mit einem kirchlichen „Notrecht“ eigene Leitungs- und Verwaltungsstrukturen und grenzte ihre Organisation und Ausbildung damit von deutschchristlich geführten Landeskirchen ab (Kirchenkampf). Sie bildete aber keine einheitliche politische Opposition gegen das NS-Regime. Ihre Pfarrer blieben oft Bedienstete der jeweiligen Landeskirche (besonders in Württemberg, Bayern und Hannover).“

Viele gedenken in diesen April-Tagen an Dietrich Bonhoeffer und seinen 70. Todestag, 1945 – kurz vor Kriegsschluss – von den Nazis ermordert. Vielleicht denken wir angesichts der gegenwärtigen kirchlichen Situation zu wenig an den Sinn und die Notwendigkeit einer „Bekennenden Kirche“ damals?!?

Vielleicht wäre so eine Art christlicher Oppositionsbewegung für die Gegenwart ja auch Mal wieder geboten, ja, vielleicht sogar dringend notwendig?!? Diesmal dann aber eine noch breiter aufgestellte Oppositionsbewegung von evangelisch-volkskirchlichen und freikirchlichen Christen, die sich gegen staatliche und innerkirchliche Übergriffe auf das christliche Glaubensbekenntnis zur Wehr setzt?!

Brauchen „wir“ Christen heute möglicherweise mehr denn je eine neue, aktualisierte Abgrenzung der christlichen Lehre von allen politischen Ideologien und staatlichen, ideologischen Totalitätsansprüchen, die sich in der orwellartigen sog. „political correctness“ und einem „ideologisierten Gutmenschentum“ äußern und die das Bekenntnis zu Christus als dem lebendigen Wort Gottes und als dem HERRN der Welt angreifen?

Damals wurde im Mai 1934 die sog. „Barmer Theologische Erklärung“ als Grundlage für die konstituierte „Bekennden Kirche“ formuliert. Brauchen „wir“ heute möglicherweise wieder so ein Orientierung gebendes „Bekenntnis“, das auf die kirchlich-christliche Gegenwart bezogen reagiert und Entsprechendes formuliert, damit sich eine neue „Bekennende Kirche“ konstituieren kann?

Die neue „Bekennende Kirche“ müsste überkonfessionell als biblisch orientiertes Christentum operieren und ohne die im Dritten Reich die Bewegung schwächenden taktierenden Manöver einzelner Konfessionskirchen zu einer inneren und äußeren Einheit bei konfessioneller Verschiedenheit finden …

Ist in Deutschland die Zeit (bereits) reif für eine solche neue, notwendige „Bekennende KIrche“ all derer, die z.B. sagen können:

„Alle, von denen in diesem Buch die Rede ist, … haben ihre Leiden nicht darum auf sich genommen, weil sie mit der Politik des Dritten Reiches nicht einverstanden waren und in ihr ein Verhängnis für unser Volk erkannten, sondern nur …, weil sie das Bekenntnis der Kirche angegriffen sahen und es, gelte es auch den Einsatz des Lebens, um der Treue zu Christus willen zu wahren hatten.“ (aus der Einleitung des ‚Märtyrerbuches‘ von 1949, in dem ermordete Angehörige der Bekennende Kirche gelistet waren).

Ist die Zeit reif für eine Bekennende Bewegung von Christen, die zwar nicht (mehr) „Kirche“ genannt werden kann und auch vielleicht nicht mehr so genannt werden sollte, die aber uneingeschränkt als zur Wahrheit des biblischen Zeugnisses vom Wort Gottes und vom Evangelium Christi stehend als „Bekennende Christen“ verstanden werden können. Eine überkonfessionelle Bewegung des Widerstands und der im Bekenntnis ausgesporchenen Überzeugung, dass die Bewegung der Bekennenden Christen den wahren Leib Christi abbilden (… nicht „die anderen“) und entsprechend ihr Leben führen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Barmer_Theologische_Erklärung

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Über Dr. Berthold Schwarz

Dr. Berthold Schwarz arbeitet seit 2003 als Dozent für Systematische Theologie an der Freien Theologischen Hochschule Gießen (FTH) = Giessen School of Theology. Nach seinem Theologiestudium in Marburg, Erlangen und Tübingen und verantwortlicher Mitarbeit in christlichen Gemeinden, ließ er sich in den Gemeindegründungs- und Missionsdienst nach Japan berufen, um dort die frohe Botschaft vom gekreuzigten und auferstandenen Christus zu verbreiten. Nach seiner Rückkehr aus Japan promovierte er an der Universität Erlangen mit einer Untersuchung zu John Nelson Darbys Theologie (Leben im Sieg Christi“, Gießen 2008 – ISBN: 978-3-7655-9550-9). Ein Habilitationsprojekt ist gegenwärtig „im Werden“. Jetzt an der FTH hilft er dabei mit, junge Menschen für einen leitenden Dienst in der Gemeinde, in christlichen Werken und in der Mission auszubilden. Neben seiner Haupttätigkeit als Hochschullehrer für Systematische Theologie ist er Leiter des „Israel-Instituts“, das sich zum Ziel gesetzt hat, das Verhältnis zwischen Juden und Christen, zwischen Israel und Gemeinde Jesu, biblisch-theologisch zu erklären. Außerdem hält er deutschlandweit Vorträge und Workshops in Gemeinden und auf Konferenzen zu unterschiedlichen christlich motivierten Themenstellungen. Durch verschiedene Aufsatz- und Buchveröffentlichungen zu Themen der christlichen Lehre und der Schriftauslegung will Dr. Berthold Schwarz biblisch verantwortetes Gedankengut fördern. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.

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