Beiläufig – CSU klaut Christen das Kreuz: Ein nicht-religiöses Zeichen der Identität? Hallo?

Ab 1. Juni 2018 muss in allen Landesbehörden des Freistaats Bayern ein Kreuz im Eingangsbereich hängen. Zu diesem Beschluss ist das Kabinett um den CSU-Politiker Markus Söder kürzlich gekommen. Damit bekenne man sich zu einer bayerischen Identität und (den) christlichen Werten.

Nun gut. Reguläre störe ich mich an christlichen Symbolen und Spuren im öffentlichen Raum nicht. Im Gegenteil störe ich mich an Meinungen, demnach Religion (nur und abschließend) Privatsache sei und daher (!) im öffentlichen Raum nichts zu suchen habe. Solche Menschen verwechseln oft ihr eigenes Wohnzimmer mit den Straßen, Plätzen und Gebäuden, die wir alle miteinander teilen. Zwar ist der Staat auf Neutralität verpflichtet, jedoch nicht seine Bürger, Schüler, Studenten usw.

Artikel 4 (1, 2) GG: Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

Die positive Religionsfreiheit, also die aktive Nutzung des Bekenntnisses und des Ausübungsrechts ist erst einmal nicht weiter eingeschränkt. Es ist nicht die Rede von der Ausübung und dem Bekenntnis, soweit die Handlung in privaten Räumen vollzogen wird. Aber genau dieses Missverständnis begegnet mir regelmäßig. Diese fehlgeleitete Vorstellung wird zu einem doppelten Fehler, weil viele Mitbürgerinnen und Mitbürger die negative Religionsfreiheit als ein „Recht auf Freiheit von Religion“ verstehen. Sie meinen damit, einen rechtlich-verbrieften Anspruch darauf zu haben, religiösen Symbolen oder Inhalten im öffentlichen Raum nicht begegnen zu müssen. Nun, mit den Symbolen und Inhalten machen, müssen sie nichts. Sie müssen weder darauf eingehen, noch zustimmen, noch mitmachen und vieles mehr auch nicht (negative Religionsfreiheit). Aber sie haben ganz sicher kein Anspruch auf einen religionsfreien öffentlichen Raum. Verlassen sie ihr privaten Rückzugsort und begeben sich in die Öffentlichkeit, werden sie schlicht und einfach damit konfrontiert, dass sich dort auch andere Rechtsträger bewegen, die sich eben aktiv bekennen und ihre weltanschauliche oder religiöse Ansicht leben. Dazu zählt übrigens auch, dass solche Menschen für ihre Sache werben. Das Bekenntnis- und Ausübungsrecht schließt einen Sendeanteil ein, isso.

Aber was macht Markus Söder falsch?

Nun, Herr Söder muss ja einen Spagat leisten: Er hängt Kreuze (und Kruzifixe) in behördlichen Gebäuden auf, während er andererseits die gebotene Neutralität des Staates einhalten muss. Sein erster Stich ist ja noch zulässig. Er behauptet, dass es einen Unterschied mache, dass das Kreuz im Eingangsbereichen hängt und damit nicht in der „Amtsstube“. Inwieweit diese Einschätzung zutreffend ist, sei mal dahingestellt. Ich finde sie lächerlich, obwohl ich mich über christliche Präsenz freue. Aber gerade letzteres ist fraglich:

Der CSU-Ministerpräsident Markus Söder sagte, die Kreuze sollen kein religiöses Symbol (!) des Christentums sein. „Das Kreuz ist das grundlegende Symbol der kulturellen Identität christlich-abendländischer Prägung“. Es verstoße nicht gegen das Neutralitätsgebot. Und damit klaut er uns (Christen) im Grunde unser zentrales Symbol. Und das ist ganz sicher nicht neutral:

Wer an die Kreuzigung Jesu denkt, hat richtiger Weise drei Kreuze vor Augen: Das Kreuz, an dem Jesu genagelt wird und eines jeweils zu seiner linken und seiner rechten Seite. Die beiden Männer, die dort hängen, wissen, dass sie zutreffend bestraft wurden; Jesus aber ohne Schuld gekreuzigt wird. Der eine Sünde, obwohl schon halbtot, macht sich über Christus lustig und verspottet ihn. Der andere aber bittet Jesus darum, ihn nicht zu vergessen, wenn er seine Herrschaft antritt. Im Ergebnis haben wir hier den doppelten Ausgang. Wir sehen das Evangelium, komprimiert in einem kurzen Wortwechsel vor der Kulisse der Kreuzigung: Der eine Verbrecher wird hoffnungslos sterben. Der andere aber hat eine himmlische Aussicht.

Lukas 23, 39 Auch einer der Verbrecher, die mit ihm gekreuzigt worden waren, lästerte: »Bist du denn nicht der Christus, der versprochene Retter? Dann hilf dir selbst und uns!« 40 Aber der am anderen Kreuz wies ihn zurecht: »Du bist genauso zum Tode verurteilt worden wie dieser Mann. Fürchtest du Gott nicht einmal jetzt? 41 Wir werden hier zu Recht bestraft. Wir bekommen, was wir verdient haben. Der hier aber ist unschuldig; er hat nichts Böses getan.« 42 Dann sagte er: »Jesus, denk an mich, wenn du deine Herrschaft antrittst!« 43 Da antwortete ihm Jesus: »Ich versichere dir: Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein.«

Auch an einer anderen prominenten Stelle begegnet uns der Entscheidungscharakter rund ums Kreuz. Schon Paulus hält fest, wie sich die Reaktionen auf das Kreuz unterscheiden. Während für die einen das Wort vom Kreuz eine Torheit ist, ist es für die anderen eine Gotteskraft.

1 Kor 18, 18 Dass Jesus Christus am Kreuz für uns starb, muss freilich all denen, die verloren gehen, unsinnig erscheinen. Wir aber, die gerettet werden, erfahren gerade durch diese Botschaft Gottes Macht.

Es ließen sich sicherlich viele weitere biblische Beispiele anführen, die die Nicht-Neutralität des Kreuzes unterstreichen. Dass man wie Herr Söder nun das Kreuz zu einem neutralenn (ja sogar nicht-religiösen) Symbol degradiert, ist nicht nur biblisch gesehen unhaltbar. Ja, es ist auch bitter. Herr Söder entleert das Kreuz, indem es nur noch zum Marker von lokaler Identität und Werten macht. Er klaut uns Christen das Kreuz und hängt es in seine Behörden. Ich spreche ihm – einen Christen – nicht die guten Motive per se ab. Aber darüber hätte er doch stolpern können.

Fokus Islam – Update

Jetzt ist dieser Beitrag schon wenige Stunden veröffentlicht. Und in Facebook sammeln sich hunderte Kommentare, Likes und Co. in diversen (geschlossenen) Gruppen. Dabei fällt mir etwas auf, was mich noch trauriger macht, als die Untugend von Herrn Söder, dass Kreuz als nicht-religiöses Symbol zu nutzen: Die Debatten drehen sich überwiegend nicht um das Kreuz (dessen Botschaft), sondern um den Islam. Dies belegt wie von selbst, dass man hier das Kreuz nur als Negations-Element nutzt. Man landet beim Islam; nicht aber bei Jesus Christus.

Birgit Kelle schreibt dazu auf welt.de „In Bayern soll es künftig wieder in Amtsstuben hängen. Die Aufregung ist überzogen. Bei dieser Geste geht es nicht um das Wiedererstarken des Glaubens in Deutschland, sondern um eine Gegenreaktion auf das Erstarken des Islam.“ Quelle: https://www.welt.de/…/Birgit-Kelle-ueber-das-Kreuz-in…

„Die Bibelstellen sind der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis.“

Über Stefan Schnabel

Stefan Schnabel (geb. 1984, verheiratet) ist ein junger Papa und Mathematiker aus Mannheim. Aufgewachsen in einem „säkularen Umfeld mit Kirche“ hatte der christliche Glaube kaum bis keine Prägekraft für sein Leben. Das änderte sich mit Anfang 20 für ihn mit dem Besuch einer EC-Jugendgruppe. Gott bekam ein Gesicht für ihn: Jesus Christus. Faszination, ein Kampf um Sprachfähigkeit und geistliches Ringen begleiteten diesen Weg von einer liberal-säkularen Anschauung in einen konservativen christlichen Glauben. Gerade diese Sprungstelle macht sein Denken, Reden und Verkünden so reich, so persönlich: Fromme Glaubensinhalte und Werte wurden von ihm nicht einfach geschluckt, sondern bewusst auf- und angenommen. Mit seinen Blog-Beiträgen will er sie reflektieren und begründet weitergeben: zur Ehre Gottes. Schulischer/ beruflicher Werdegang: Abitur (2005, Jahrgangsbester); Dipl.-Finw. (FH) (2008), B. Sc. und M. Sc. Math. oec. (2012, 2014, Jahrgangsbester). Seit 2015 arbeitet Stefan Schnabel als Research Assistent für Stochastik an der Universität Mannheim. Als Familie engagieren sich Schnabels in der Mannheimer SMD [http://www.smd-mannheim.de/] und FeG [http://www.feg-mannheim.de/]. Kontaktdaten: Stefan Schnabel Rüdesheimer Straße 4 68309 Mannheim E-Mail: schnabel.ste [at]googlemail[punkt]com Tel. 0621 - 30 78 60 99 Mobil: 01575 32 88 173 (WhatsApp)

3 thoughts on “Beiläufig – CSU klaut Christen das Kreuz: Ein nicht-religiöses Zeichen der Identität? Hallo?

  1. Durch das erstarken des Islams, ist es manchen Politikern wohl wieder bewußt geworden, woher sie selbst kommen, nämlich aus den Werten des Christentums. Mit diesem verlorengegangenen Wissen, wird nun gehandelt, wenn auch nicht für jeden nachvollziebar, aber doch eine Rückbesinnung.
    Das Markus Söder ein Zeichen ,gegen“ den Islam setzen wollte, sei doch ersteinmal dahingestellt. Was ihn wirklich bewegt wissen wir nicht, und wenn alles sich nur immer in die Negative Richtung bewegt, dann müßten manche Kirchen ihre Kreuze zuhängen, weil die Verkündigung darin auch nicht mehr mit christlichen Werten übereinstimmen.
    Werden Kreuze abgehängt wird gemeckert, werden sie aufgehängt wird auch gemeckert. Vielleicht könnte man ja noch das ,Vater unser“ daneben hängen!
    Birgitt Kelle sagt; dass Christian Lindner mit seiner Forderung nach Trennung von Staat und Kirche ganz in der Linie von Jesus Christus steht.
    Ich befürchte jetzt wird auch Jesus Christus instrumentalisiert.
    Birgitt Kelle: Seid anständige Menschen, steht für die Wahrheit ein und haltet eure Überzeugungen auch bei Gegenwind. Finde ich richtig, aber auch dafür brauch der Mensch Impulse, sowie vielleicht das Kreuz?
    Erst jammern wir weil das Christentum rückläufig ist, jetzt jammern wir weil es zurückgeholt werden soll.
    Dieser Satz von Birgitt Kelle gefällt mir; Und so gewinnt am Ende doch Markus Söder als Christ in der Politik, wenn er mit dem Hinweis auf die Verteidigung des christlichen Menschenbildes mit dem Kreuz ein sichtbares Zeichen aufstellen lässt.

  2. Ich stellte die These infrage, nach der dem Christentum das Kreuz gestohlen werde, wenn es als „grundlegendes Symbol der kulturellen Identität christlich-abendländischer Prägung“ genutzt wird.

    Ganz schlicht und ergreifend deshalb, weil das Kreuz, von dem die Schrift spricht, nicht gestohlen werden kann. An diesem historischen Kreuz hing Christus vor zweitausend Jahren. Ausschließlich das, was dort geschah, ist relevant.

    Kein anderes Kreuz, egal ob gemalt, gebastelt, als Kettenanhänger, an der Wand, mit den Händen geschlagen etc. besitzt Kraft oder Autorität.

    Aber gepredigt, geglaubt ist es mächtig und wirksam.

    Insofern mag es, meiner Meinung nach, ruhig in Amtsstuben hängen. Gestohlen wird das Kreuz den Christen dadurch jedenfalls nicht.

  3. Christentum lässt sich nicht unter den Begriff „Religion“ fassen, da der christliche Glaube auf der Offenbarung des lebendigen Gottes („von oben nach unten“) und nicht auf selbstgemachter menschlicher „Religion“(„von unten nach oben“) beruht. Insofern ist es doch nachvollziehbar, wenn Herr Söder sagt, das Kreuz ist kein religiöses Symbol. Man kann es allerdings zu einem religiösen Symbol machen als Fetisch, als Abwehrzeichen, im Rosenkranz, als Kruzifix etc. Aber darum soll es doch gar nicht gehen. Das „Zeichen“ verstehe ich so, dass wieder mehr christliches Selbstverständnis in den Alltag hineinkommen soll und besonders auch, da durchaus in der Vergangenheit unser Land sich im Grundgesetz in vielen Punkten an den Ordnungen des Gottes der Bibel orientierte. Da ist mittlerweile fast alles weggebrochen. Wodurch? Durch den Einfluss des Islams? Mitnichten! In fast allen Bereichen ist gegenwärtig der Neomarxismus auf dem Vormarsch. Die links-rot-grüne Politik hat unser Land so ganz en passent radikal verändert! Außerdem wird gegenwärtig dem „Urheber“, Karl Marx, auf allen Ebenen gehuldigt und nicht zuletzt soll auch wieder eine Statue auf dt Boden errichtet werden. Hier gilt es in die Tasten zu hauen und Lesebriefe zu schreiben und gegen die Veränderung – die nicht aufzuhalten ist, denn das weiß Herr Söder sicherlich auch – ein Zeichen setzen!

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