Weisheiten für‘ s Leben
Direkt nach meinem Abi folgte für mich die Ausbildung zum Steuerinspektor. Gleich in den ersten Wochen hat man mir neben dem Steuergeheimnis zwei Ratschläge mitgegeben, die ich bis heute nicht vergessen habe:
- Wenn Du keine Ahnung hast, einfach mal die „Fresse“ halten.
- Lerne Beschäftigung zu zeigen.
Der erste Lehrinhalt war sehr ernsthaft gemeint. Spätestens nach der Ausbildung braucht man eine umfangreiche Berufshaftpflichtversicherung… So witzig der zweite Rat auch ist, er hat auch etwas mit der Realität zu tun: Im Rahmen vieler Praktika konnte ich in diverse Untenehmen reinschauen. Dabei fiel mir oft auf, dass sich die Anstrengungen der Arbeitnehmer sichtlich erhöhten, wenn der Chef anwesend war. Von dieser Beobachtung gibt es auch noch eine negative Version… Das mag nicht bei allen so ausgeprägt sein. Aber in der Betriebswirtschaftslehre gibt es eine ganze Theorie für dieses Phänomen: Prinzipal-Agenten-Theorie.
Himmelfahrt – „ohne“ Herren
Nun ist auch die Brücke zu Christi Himmelfahrt geschlagen – der Anlass für diese Predigt. Denn wo Jesus ist, fassen wir ja sogar in unserem Glaubensbekenntnis zusammen: „Er sitzt zu rechten Gottes, des allmächtigen Vaters“. Und das ist bestimmt kein Ort, den man mit GPS-Koordinaten bestimmen angeben kann.
In der Folge von Christi Himmelfahrt erlebe ich also eine gewisse, sogar angekündigte „Abwesenheit“ Jesu. Gut, die Kinder Gottes sind nicht mittel- und zwecklos zurückgelassen worden. Im Gegenteil: Er hat uns mit Gaben ausgestattet und einen Geist der Ermutigung geschenkt – den Heiligen Geist. Zudem sind wir vielfacht beauftragt zu dienen.
Es stellt sich aber final die Frage, was ich in dieser Zwischenzeit mache – bis er wieder kommt? Bleib ich stetsam Ball oder knickt meine Haltung final weg?
Geht es mir so, wie den Bediensteten im Angesicht der Abwesenheit ihres Vorgesetzten? Zeige ich irgendwann auch, dass ich „beschäftigt“ bin oder lasse ich früher oder später sogar die Fassade ganz fallen – weil er und sein Wiederkommen mir gleichgültig werden?
Diese Frage bewegte wohl auch Jesus – aus der anderen Perspektive. Immerhin kennt er seine Geschöpfe. Vorbereitend auf diese Zwischenzeit legt er seinen Jüngern fünf Gleichnisse ins Ohr und ans Herz. Eines davon ist das Gleichnis von den zehn Brautjungfern (Mt 25).
*1 »Wenn der Menschensohn seine Herrschaft antritt, wird es sein wie bei zehn Mädchen, die bei einer Hochzeit als Brautjungfern mit ihren Lampen den Bräutigam abholen sollten. *2-4 Nur fünf von ihnen waren so klug, sich ausreichend mit Öl für ihre Lampen zu versorgen. Die anderen dachten überhaupt nicht daran, genügend Öl mitzunehmen.
*5 Als sich die Ankunft des Bräutigams verzögerte, wurden sie alle müde und schliefen ein. *6 Plötzlich um Mitternacht wurden sie mit dem Ruf geweckt: >Der Bräutigam kommt! Steht auf und geht ihm entgegen!< *7 Da sprangen die Mädchen auf und bereiteten ihre Lampen vor. *8 Die fünf, die nicht genügend Öl hatten, baten die anderen: >Gebt uns etwas von eurem Öl! Unsere Lampen gehen aus.< *9 Aber die Klugen antworteten: >Unser Öl reicht gerade für uns selbst. Geht doch in den Laden, und kauft euch welches!< *10 Da gingen sie los. In der Zwischenzeit kam der Bräutigam, und die Mädchen, die genügend Öl für ihre Lampen hatten, begleiteten ihn in den Festsaal. Dann wurde die Tür verschlossen. *11 Später kamen auch die fünf anderen. Sie standen draußen und riefen: >Herr, mach uns die Tür auf!< *12 Aber er erwiderte: >Was wollt ihr denn? Ich kenne euch nicht!< Mt. 25
Intention Jesu
Die Intention seiner Rede gibt Jesus seinen Zuhörern gleich explizit mit:
*13 Deshalb seid wach und haltet euch bereit! Denn ihr wisst weder an welchem Tag noch zu welchem Zeitpunkt der Menschensohn kommen wird.« Mt. 25
Goldgräberstimmung – Wie wollte Jesus uns also vorbereiten?
Wir betrachten die Aussagen in möglichst Vers für Vers..
*1»Wenn der Menschensohn seine Herrschaft antritt, wird es sein wie bei zehn Mädchen, die bei einer Hochzeit als Brautjungfern mit ihren Lampen den Bräutigam abholen sollten.
Dieses Gleichnis Jesu ist eingebettet in einer Rede über die Zukunft. Hier geht es nicht um ein Geschehen vor 2000 Jahren, sondern um das anstehende Endgericht über diese Welt. Also auch um unsere Zukunft. Um seine Aufforderung in Vers 13 einprägsam zu transportieren, erzählt Christus ein Gleichnis von der Ankunft eines Bräutigams und den zehn Brautjungfern, die ihn abholen sollen. Aber was will er sagen?
*2-4 Nur fünf von ihnen waren so klug, sich ausreichend mit Öl für ihre Lampen zu versorgen. Die anderen dachten überhaupt nicht daran, genügend Öl mitzunehmen.
Es ist also die Aufgabe dieser zehn Mädchen, dem Bräutigam in der Dunkelheit mit Fackellicht abzufangen. Sie sollen ihn dann begleiten, während er feierlich seine Braut in sein (elterliches) Haus geleitet. Dort findet die Hochzeit statt. Das ist bereits genügend Stoff, um die Bezugspunkte zu benennen. Der Bräutigam in diesem Gleichnis ist Jesus selbst. Die Brautjungfern, die 10 Mädels, stehen für seine Zuhörer – oder auch weiter gefasst für Israel und damit auch für alle glaubenden Christen (vergl. Röm 11, 17 ff.).
Plötzlich – ein angekündigtes Ereignis
Wann der Bräutigam ankommt, weiß niemand genau. Nur das er kommen wird, ist sicher. Ebenso verhält es sich mit der Wiederkunft Christi. Er wird kommen zu richten die Lebenden und die Toten. Nur wann dies sein wird, ist explizit offengehalten. Es wird schlicht und einfach „plötzlich“ der Fall sein.
Die Braut selbst kommt im Gleichnis übrigens gar nicht vor. Aber das macht nichts, denn es geht erst einmal gar nicht um die Hochzeit, sondern um das Warten auf den Bräutigam. Oder besser gesagt: Wie sich die 10 Mädels darauf einstellen. Denn warten müssen sie alle. Alle schliefen auch ein:
*5 Als sich die Ankunft des Bräutigams verzögerte, wurden sie alle müde und schliefen ein. *6 Plötzlich um Mitternacht wurden sie mit dem Ruf geweckt: >Der Bräutigam kommt! Steht auf und geht ihm entgegen!<
Das Warten ging also deutlich über die Belastbarkeitsgrenzen jeder der zehn Mädels hinaus. Das sie begrenzt sind, wie auch wir in unserem Leben Grenzen haben, ist nicht das Problem in den Augen Jesu.
Aufbruch einer Reaktion
*7 Da sprangen die Mädchen auf und bereiteten ihre Lampen vor. *8 Die fünf, die nicht genügend Öl hatten, baten die anderen: >Gebt uns etwas von eurem Öl! Unsere Lampen gehen aus.<
Leider muss ich zugeben, dass ich mich im Alltag sehr häufig in genau so einer Situation wiederfinde. Ich bin ein sehr Hier-und-Jetzt bezogener Mensch. Um zukünftige Probleme, Terminüberschneidungen, Vorsorgen u.v.m. zu managen, muss ich mich geradezu professionalisieren. Ich muss um Disziplin ringen und mich systematisch dazu bringen, mich vorzubereiten. Im Berufsleben läuft das bei mir prima. Im privaten Alltag lasse ich hingegen oft die Zügel lockerer. „Plötzlich“ stehe auch ich dann un-vorbereitet da. Von meiner Unzulänglichkeit bin ich dann nicht selten selbst am meisten angewidert: Ticket nicht ausgedruckt, kein Bargeld abgehoben, Fahrplan nicht im Blick gehabt, Handy nicht aufgeladen, Einkaufszettel liegt noch auf dem Tisch und für das Geschenk ist es auch zu spät. Und dennoch: Ich muss hinfahren, oder anrufen. Der Geburtstag fällt mangels Geschenk auch nicht aus. Ich muss antreten; an den Start.
Alles auf Start
Hier in dem Gleichnis machen das auch alle zehn Brautjungfern. Sie sprangen auf. Der Ruf war unüberhörbar. Ihre Aufgabenerfüllung steht an, das Warten hat ein Ende. Aber fünf von Ihnen hatten nicht genügend Öl. Ihr Feuer hat die Wartezeit geradeso überstanden und droht gleich auszugehen. Wenn jetzt kein Brennstoff nachgegossen wird, sind ihre Lichter aus. Das aber wäre ein sattes Problem! Wie wollen sie dem Bräutigam in der Dunkelheit entgegenlaufen?
Er kommt an, aber sie nicht bei ihm. Er sieht sie nicht, nimmt sie nicht mit.
Fatale Unzulänglichkeit
Habe ich eben bei meiner Unzulänglichkeit noch von alltäglichen Problemen gesprochen, knallt das Missmanagement dieser fünf Damen heftig. Denn sie verfehlen ihre Bestimmung als Brautjungfern! Das ist, als hätte der Trauzeuge den Hochzeitstermin fahrlässig verdusselt oder die Bridesmaids vergessen, ihr vorgesehenes Kleid zu kaufen! Tatsächlich war ich mal auf einer Hochzeit; der Trauzeuge aber nicht. Er war auch sehr überrascht, als wir ihn telefonisch erreichten (ist kein Witz!). Was hat das Bände gesprochen über die Beziehung zwischen diesem Typen und dem Bräutigam? Obwohl ich damals noch sehr jung war, checkte ich die Situation und mir tat der Bräutigam sogar leid: Denn wenn jener da bzw. eben „nicht-da“ sein bester Freund sein sollte… der nicht in der Lage ist, diese „ehrenvolle“ Aufgabe zu leisten. Eigentlich ist es ein Geschenk, Trauzeuge sein zu dürfen. Sicherlich war es auch eine Ehrenaufgabe für die Mädels, Brautjungfern zu sein.
Warum die klugen Brautjungfern klug sind
Genauso geht es aber den fünf Mädels ohne Öl hier hinsichtlich ihrer Aufgabe. Sie hätten nicht nur theoretisch ausreichend Öl beschaffen können. Die anderen fünf Brautjungfern waren ja auch praktisch gesehen in dieser Lage. Sie waren klug genug, sich vorzubereiten und ausreichend Brennstoff zu kaufen – im Vorfeld. Es war doch klar, dass es auch eine längere Wartezeit werden konnte! Deshalb kauften einige Brautjungfern ausreichend Öl. Sie waren also nicht klug, weil sie zwangsläufig einen höheren IQ hatten. Sie haben klug, weil angemessen, gehandelt.
Ein Kardinalfehler in der Beziehung
Den anderen Brautjungfern ging aber das Öl aus – ein Kardinalfehler. Also ein grundsätzlicher und schwerwiegender Fehler. Und zwar so schwerwiegend, dass er eine gestellte Aufgabe komplett unlösbar macht. Aber warum ist nun ihre Aufgabe unlösbar? Gibt es nicht einen Plan B wie Bitte? Die anderen hatten doch Öl! Ist Teilen nicht christlich? Gerade in einer Notlage? Und so sagten die öl-losen Mädels zu den klugen Brautjungfern: Gebt uns von eurem Öl, bitte!
*9 Aber die Klugen antworteten: >Unser Öl reicht gerade für uns selbst. Geht doch in den Laden, und kauft euch welches!<
Nicht übertragbar Das Öl in diesem Gleichnis von Jesus steht also für etwas, was man nicht einfach so abgeben kann. Exogene Gründe, also äußere Zwänge bringen die klugen Mädels dazu, mit Nein auf die Bitte zu antworten. Das Öl ist nicht übertragbar! Vielleicht wollten sie sogar, dass die anderen fünf Ladies auch dabei sind, auch brennen! Aber es ist ihnen nicht möglich, ihren „Spiritus“ zu teilen.
Der Ratschlag – „geht doch in einen Laden und kauft euch welch“ – zeigt uns: An Geld oder Möglichkeit scheiterte es wohl nicht. Tatsächlich gehen die fünf ja auch los und kaufen Öl. Wie sich herausstellt, war das sogar noch mitten in der Nacht möglich. Sie hatten also schon lange alles Nötige, um das Notwendige zu besorgen. Nur der Antrieb fehlte ihnen.
Das Öl gleicht der Glaubenshaltung Der „Spiritus“, also das Öl in der Erzählung, gleicht der gesamten Glaubenshaltung eines Christen. Und eine Glaubenshaltung kann man nicht einfach „übertragen“, selbst wenn man es wollte. Der Unterschied zwischen den einen und den anderen Wartenden liegt also nicht im Warten: Alle müssen warten. Und alle werden dabei müde und kommen an ihre menschlichen Grenzen. Der Unterschied liegt in dem Vorbereiten auf das Kommen des Bräutigams. Die Vorbereitung gibt Zeugnis ab von der inneren Haltung:
- (+) Die einen waren darauf vorbereitet. Sie hatten sich um Öl bemüht. Sowohl ihre Bestimmung als Brautjungfer als auch der Bräutigam waren ihnen nicht egal.
- (-) Die andere Gruppe aber lebte arglos und gleichgültig vor sich hin, was ihre tatsächliche Wertschätzung für den Bräutigam wiederspiegelt. Öl zu haben oder etwa nicht zu haben, ist final also ein Ausdruck der inneren Haltung. Das Öl steht für die Glaubenshaltung.
Unausweichliches Jetzt
Jetzt, in der unausweichlichen Gegenwart der anstehenden Ankunft des Bräutigams, erst jetzt machen sich die fünf öl-losen Brautjungfern auf den Weg:
*10 Da gingen sie los. In der Zwischenzeit kam der Bräutigam, und die Mädchen, die genügend Öl für ihre Lampen hatten, begleiteten ihn in den Festsaal. Dann wurde die Tür verschlossen.
So geht es mir mit meiner alltäglichen Unzulänglichkeit. Kurz vor Torschluss – 5 vor 12 – mach ich mich auf, das Nötige zu besorgen: Das Ticket zu drucken, den Fahrplan zu erkunden, ein Geschenk zu kaufen… Und hier geht es den öl-losen Mädels genauso. Noch während sie versuchen, das Öl zu besorgen – ja sogar während sie es besorgen (!), fällt das Tor zu.
Jesu Intention – wird noch eindringlicher
Ich bin mir sicher, dass Jesus uns damit sagen will:
- These 1: Schon jetzt, heute, sorge dich, bemüh dich, grab tiefer, höre hin, fühle nach, mach mit… lass es nicht gleichgültig liegen: Nehme die richtige Glaubenshaltung an. Bitte, so wird euch gegeben. Klopft an, so wird euch aufgetan.
- These 2: Wenn du es erst machst, wenn es zu spät ist, ist es tatsächlich zu spät. Die Tore fallen zu.
Wie Jesus der Allversöhnung die Musik ausmacht
Eigentlich hätte das Gleichnis hier enden können. Mit den beiden obigen Thesen hätten wir schon viel gewonnen und gesagt. Dieser Gedanke, es hier beenden zu wollen, liegt wohl denen sehr am Herzen, die von einer „Allversöhnung“ träumen. Die Tore wären zwar geschlossen; abgeschlossene Tore können jedoch auch wieder geöffnet werden. Aber Jesus stellt klar: Das Tor bleibt zu; selbst auf Nachfrage! Die Party läuft. Die klugen Brautjungfern sind drin – save, angekommen! Es ist ein Jubeln, eine Freude. Eine Hochzeit. Aber noch während die Party läuft – übertragen also die einen bei Gott sind – klopft es sozusagen an der Tür:
*11 Später kamen auch die fünf anderen. Sie standen draußen und riefen: >Herr, mach uns die Tür auf!< *12 Aber er erwiderte: >Was wollt ihr denn? Ich kenne euch nicht!<
Es gibt ein „zu spät“ – ein Ende der Gnadenzeit
Wir stoßen hier also auf einen Doppelten Ausgang für die Brautjungfern. Wie bei den anderen seiner Gleichnisse über die Zukunft wird auch hier der Allversöhnung die Musik abgestellt: Das Tor bleibt zu! Es gibt ein zu spät. Überträgt man diese Botschaft aus dem Gleichnis auf das Glaubensleben, muss man also einräumen: Es gibt ein zu spät. Es gibt ein Ende der Gnadenzeit.
Diese Auslegung wird umso aufdringlicher, wenn wir uns nochmal klar machen, dass Jesus hier im Kontext über das Endgericht redet. Dem Gleichnis der zehn Brautjungfern folgt ein Gleichnis, dass unsere Beauftragung zum Handeln hervorhebt (Mt. 25, 14-19). Anschließend skizziert Jesus uns das Weltgericht (Mt. 25, 20 ff.), bei dem er als Richter die Menschen in zwei Gruppen trennt, genauso wie ein Hirte die Schafe von den Böcken trennt. Die eine Gruppe ist save, die andere Gruppe wird verdammt: „Ich kenne euch nicht!“.
Verständliche Härte?
Gerade deshalb tut es ja so weh, dass am Ende seines Gleichnisses mit den Brautjungfern die Tore zubleiben. Aber ich sehe auch ein, dass es final eine Antwort auf den Kardinalfehler der fünf öl-losen Brautjungfern ist. Die Antwort, auf eine tote Beziehung. Das Öl steht für ihre Glaubenshaltung: Und dieser Pegelstand ist auf 0 gesunken. Die Entscheidung für Jesus, sein Rettungsangebot, ist nichts, was man aufschieben kann. Analog dazu waren die Brautjungfern auch nicht in der Lage, das Öl einfach nachzureichen, nachdem sie es schließlich doch besorgt hatten.
Sie hätten sich schon längst darum kümmern müssen. Sie taten es aber nicht. Ihre Gleichgültigkeit brachte sie sogar dazu nicht einmal darüber nachzudenken, es zu tun (Vergl. Vers 2-4).
Ihnen war der Bräutigam völlig egal. Jetzt sind sie IHM gleichgültig: „Ich kenne euch nicht!“.
Beim Übertrag auf das Glaubensleben wird diese radikale Antwort umso begreiflicher, wenn man bedenkt, welche Passion Christus auf sich nimmt, weil Gott die Welt so sehr liebt (John 3, 16). Wie weit er uns entgegenläuft, um bei uns zu sein. Auf diese Liebe und Hingabe Gottes mit Gleichgültigkeit zu antworten, ist inakzeptabel. Auf die Torheit folgen verschlossene Tore, obgleich sie lange und weit offen standen.
Mein Ölstand?
Deshalb will ich noch heute auf meinen Ölstand schauen. Ich möchte nicht, dass mir aus Gleichgültigkeit die Flamme verhungert. Jesus geht so einen gigantischen Weg – ans Kreuz, durch den Tod hindurch – um mich mitzunehmen. Meine Antwort darf nicht eingerichtete Gleichgültigkeit sein, sondern Glaubenshaltung.
Dabei ist mir klar, dass auch ich meine Grenzen habe und Sünder bin. Final liegt es nicht an mir. Ich wasch mich nicht selbst rein; kann mich nicht gerecht machen. Was Jesus aber am Kreuz getragen hat, wird mir zur Gerechtigkeit. Aber kleine, aufbrechende Triebe einer Glaubenshaltung möchte ich austreiben.
Es ist ja gar nicht nach einem Öltanker gefragt; sondern nur nach etwas Öl für eine kleine Flamme – eine Alltagsaufgabe (vgl. Mt. 25, 9).
Und das lege ich auch Euch ans Herz und zwar mit den Worten Jesu, die seine Intention zusammenfasst:
*13 (Deshalb) Seid wach und haltet euch bereit! Denn ihr wisst weder an welchem Tag noch zu welchem Zeitpunkt der Menschensohn kommen wird.« Amen.
Mitläufer gibt,s immer, aber auch jeder Christ steht in der Verantwortung das diese Mädchen, mit zu wenig Öl, ermutigt werden, hier und jetzt für ihr eigenes Öl (echte liebe zu Jesus) zu sorgen, solange noch Gnadenzeit ist.
Die eigene Anstrengung ruft eher das Gegenteil hervor, es reicht Jesus lieben zu wollen, und den Weg der Nachfolge gehen zu wollen, dann wird Jesus führen. Wer das nicht will, bleibt wohl ein Mitläufer.
Habe mal vor einiger Zeit ein kleines Gedicht geschrieben, wenn die Auserwählten gesammelt werden vom Osten Westen Süden Norden, passt vielleicht hier.
Die Welt hüllt sich in Schweigen, weil nun das schönste Licht
der Welt nach langer Reise, den Ruf erschallen läßt.
Vom Süden klingen leise, die schönsten Melodien,
ER kommt nach seiner Weise, sie ziehen hin zu IHM.
Der Norden jauchzt vor Freude, das Ende langer Nacht,
nun ist in SEINEM Lichte, der Morgen aufgewacht.
Im Osten kommen jubelnd, die Kinder die ER fand,
erheben ihre Hände, begrüßen neues Land.
Der Westen noch ganz stille, vor Freude er kaum wagt,
den Ruf der reinen Stimme, zu stören er vermag.
Sie alle werden kommen, und alle beten an,
den König, den Geliebten, den schönsten Bräutigam.
Hallo, Stefan.
Gratuliere zu dieser Predigt! Sie hat mir als Evangelist richtig gut getan. Wie deutlich Du mit der leidigen Allversöhnung umgehst finde ich richtig und wichtig.
Über diesen Predigttext habe ich schon mehrfach gepredigt. Dabei habe ich mich an wirklich bekehrte Christen gewand. Denn bei der Hochzeit (Himmel) dabei zu sein, hatten sich ja alle persönlich entschieden. Undzwar nicht nur als Gäste. Sie entschieden sie sich zugleich für den Dienst, den Bräutigam bei seinem Weg zur Hochzeit zu ehren. Sie waren also bereit, aktiv zu sein und es sich einiges kosten zu lassen.
Das habe ich auf die Treue im Kleinen, Stille Zeit, missionarische Mitarbeit, finanzielle Opfer – Fürbitte usw. angewand. Dieses „Kaufen“ des nötigen Öles war ihnen jedoch zu aufwendig und letztlich zu teuer…
So Gewissen weckend und schön Vers für Vers hast Du ja auch den Text – als theologischer Laie – ausgelegt. Das gehört zum Thema Lebens-Hingabe/Heiligung und ist heutzutage hoch aktuell. Weiter so, Gott wird es segnen!
Shalom, Herbert
Hallo Herbert Masuch,
Nicht jeder Christ ist leistungsorientiert, die eigene Treue reicht oft nicht aus, wenn das Leben den vielen Stürmen ausgesetzt ist.
Aber, der Herr, der schafft es allemal, uns auf SEINEM Weg zu führen, denn ER ist treu auch wenn wir untreu sind. Jesus erbringt die Leistung, welcher wir nicht gewachsen sind. „Glaube vor Leistung,
meine Gegenüberstellung,
mein Versagen – Deine Treue
mein Zerbruch – Deine Heilung
meine Liebe – für Deine Gnade
meine Hingabe – von Dir geweckt
Gnade zu lesen „in Deinem Wort,
Gnade zu geben „von Deinen Gaben,
Gnade zu dienen „was Du beschlossen,
Gnade zu beten „von Dir gelernt,
ohne DICH bin ich verloren – ohne MICH könnt ihr nichts tun; sagt Jesus.
Keine Allversöhnung, aber ein Auftrag zu lieben, Gott will das allen Menschen geholfen wird.
Auch Dir, Lilli, vielen Dank! Das ist ein sehr schönes, passendes Gedicht! Be blessed.
Danke für deinen ermutigenden Kommentar. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen auf meine Predigt erhalten. Und deine Zeilen geben mir noch viele Ideen, was ich noch betonen kann, wenn ich diese Predigt nochmals halten darf.
Hallo Herr Schnabel,
Sehr interessant Ihre Auslegung über die zehn Brautjungfern.
Vielen Dank dafür. Außer der Allversöhnung beenden Sie noch die von vielen sonst guten Geschwistern vertretene Unverlierbarkeit des Heils.
Liebe Grüße
G. Behringer
Die Botschaft des Artikels an dich: Jesus’ Opfer reicht nicht aus, um dich zu erretten. Du musst auch die richtige Glaubenshaltung haben. Und diese schenkt dir Jesus nicht, sondern du musst sie dir hart erarbeiten. Mit den Worten des Autors: „Schon jetzt, heute, sorge dich, bemüh dich, grab tiefer, höre hin, fühle nach, mach mit …“
Das ist ein Evangelium für die Selbstsicheren, für diejenigen, die sich zutrauen, die Sache schon irgendwie hinzubekommen. Wer seine eigene Schwachheit kennt und weiß, was auf dem Spiel steht, der kann in Anbetracht einer solchen Botschaft nur noch gelähmt sein vor Angst, das Ziel nicht zu erreichen.
Da der Autor aber offenkundig nicht vor Angst gelähmt ist (schließlich meistert er seinen Beruf, hält Predigten und geht nebenbei noch auf Geburtstage), gehört er wohl zu den Selbstsicheren. Dazu passt auch, dass er in seinem Profil erwähnt, zweimal Jahrgangsbester gewesen zu sein.
Der Konsequente-Gnade-Blogger hat übrigens einen bedenkenswerten Artikel zu diesem Gleichnis geschrieben. Dort sagt er unter anderem folgendes:
Hallo. Vielen Dank für Deinen Kommentar. Leider legen Sie mir eine Aussage in den Mund, die ich weder selbst geführt habe, noch führen möchte: Und zwar das es an uns liegt, für die Gnade zu sorgen. Dem ist nicht so. Dass Jesus uns Aufruft, die richtige Herzenshaltung einzunehmen, bedeutet ja nicht, dass wir per Workflow im Himmel landen werden. Wenn Jesus etwa sagt, dass wir zu allererst nach dem Reich Gottes streben sollen, heißt dies ja auch nicht, dass wir es sind, die das Reich Gottes nun erbauen oder nicht erbauen – entsprechend unserem Workflow.
Dass man in eimem kleinem Portrait-Text auch die netten Seiten der Biographie betont, ist wohl verständlich. Das mache ich um so lieber, als dass man so oder so regelmäßig als 0 (weil konservativ) abgestempelt wird.
Ich hoffe, dass ich Ihre Anfrage damit klärend beantworten konnte.
Übrigens: Es müsste jetzt in einem zweiten Schritt ihrerseits darum gehen, dass Jesus diesen Teilaspekt christlichen Lebens nicht (!) in dem Gleichnis so anspricht, wie ich ihn darstelle. Sind sie der Meinung, Jesus will uns nicht dazu ermutigen, diese Herzenshaltung zu suchen (selbstsichere Menschen eingeschlossen).
Danke übrigens für das Kompliment.
Hallo, Stefan! Vielen Dank für deine Antwort. (Ich bleibe mal beim „du“.)
Diese Aussage habe ich dir niemals vorgeworfen!
Ich habe geschrieben, dass nach deiner Ansicht zwei Sachen für unsere Errettung notwendig sind: Jesus’ Opfer und unsere angemessene Glaubenshaltung. Und diese Sicht geht ja ganz klar aus deinem Artikel hervor. Du schreibst, dass das Gleichnis „für alle glaubenden Christen“ gilt, und das solche „glaubenden Christen“ verdammt werden, wenn sie aufgrund einer falschen Glaubenshaltung „arglos und gleichgültig vor sich hin“ gelebt haben und dadurch schließlich ihr „Pegelstand […] auf null gesunken“ ist.
Du räumst also offenbar schon Jesus’ Opfer und der damit verbundenen Gnade einen hohen Stellenwert ein. Du meinst aber, dass dieses Opfer und diese Gnade allein nicht zur Errettung führen, denn du machst das Heil davon abhängig, wie sich die Glaubenshaltung des Menschen entwickelt, nachdem dieser bereits Jesus’ Opfer angenommen hat.
Wenn aber Jesus’ Opfer allein zur Errettung führt (wovon ich ausgehe), dann wird ein Mensch in dem Moment, in dem er an Jesus zu glauben beginnt, von neuem geboren und ist damit für immer errettet – oder „safe“ (nicht „save“).
Ich habe deutlich gemacht, dass deine Auslegung des Gleichnisses der Lehre von der Errettung allein aus Glauben widerspricht. Da ich diese Lehre für biblisch gut begründet halte, schlussfolgere ich, dass deine Auslegung des Gleichnisses falsch ist und Jesus hier nicht gläubigen Christen mit Verdammnis bei falscher Glaubenshaltung droht.
Was das Gleichnis dann aber nun bedeutet, steht auf einem anderen Blatt. Momentan traue ich mir nicht zu, hier eine plausible Antwort zu geben, da es dafür zu viele offene Fragen gibt – siehe den bereits in meinem letzten Kommentar verlinkten Artikel.
Jesus will uns mit Sicherheit zu einer guten Herzenshaltung ermutigen. Aber nach deiner Auslegung des Gleichnisses würde Jesus uns nicht ermutigen, sondern uns drohen.
Auch ich kann leider nicht direkt auf Stefan Schnabels Kommentar antworten, da dafür die maximale Antworttiefe auf diesem Blog zu gering eingestellt ist. Daher folgt meine Entgegnung hier.
@Schnabel:
Wir stimmen völlig darin überein, dass man als Sünder unter der Strafe Gottes steht. Wenn es keine Gnade gäbe und man durch das Abhacken der Hand der Strafe entgehen könnte, wäre es besser, sich die Hand abzuhacken.
Ich gehe nicht davon aus, dass Jesus tatsächlich will, dass sich Leute ihre Hände abhacken. Das tust du anscheinend auch nicht. Wenn allerdings die Aufforderung zum Hände-Abhacken nicht als Aufforderung gedacht ist, sondern nur etwas verdeutlichen soll, dann könnte das auf die Aufforderung der Feindesliebe genauso zutreffen. Diese wird aber in der Regel ganz selbstverständlich als Gebot betrachtet.
Ich glaube, dass die neue Natur eines Christen und seine Liebe zu Jesus ihn motivieren, sein Leben im Sinne Gottes zu gestalten. Man sollte aber aufpassen, dass man mit solchen Aussagen nicht wieder Gesetz durch die Hintertür einführt. Oft wird suggeriert, dass man als Christ doch eigentlich Jesus lieben und deshalb so und so handeln müsste, dieses aber nicht tut und deshalb mit einem etwas nicht stimmen kann. Oder es wird suggeriert, dass die neutestamentlichen Gebote so eine Art Gesetz sind und wir ihnen deshalb gehorchen müssen. Solche Signale führen dann schnell zu einem Gehorsam aus Angst statt aus Liebe. Die Betroffen führen ihren Gehorsam in der Regel aber trotzdem auf Liebe zurück, da sie wissen, dass Gehorsam aus Angst falsch ist und sie sich nicht eines falschen Bekenntnisses schuldig machen wollen.
Das Einfordern von Leistung und damit Gesetz durch die Hintertür entdecke ich auch in deiner Theologie. Schließlich vertrittst du in deinem Artikel „Glaubenshaltung mit Dauerflamme“ die Ansicht, dass man sich die richtige „Glaubenshaltung“ erarbeiten muss und auch gläubige Christen verdammt werden, wenn sie aufgrund einer falschen Glaubenshaltung „arglos und gleichgültig vor sich hin“ gelebt haben.
Hallo,
die Lösung für die Frage „Direktgebot“ oder nicht: Abhacken vs. Feindesliebe, ist doch, dass der Aufruf zur Feindesliebe ein Aufruf zur geliebten Tat ist; der Aufruf zum Handabhacken aber die Folgenschwere der Sünde darstellt: Besser du hackst dir die Hand ab, als dass du in der Hölle landest. Und so kann beides nebeneinander stehen: Das eine – Feindesliebe – als Aufruf zur Tat; dass andere, als Verdeutlichung der radikalen Konsequenz der Sünde. Denn der Aufruf zur Liebe bleibt mit (gerade mit) dem Kreuz; die Frage nach dem Handabhacken habe ich am Kreuz abgegeben.
„Die Betroffen führen ihren Gehorsam in der Regel aber trotzdem auf Liebe zurück…“ Weder will, noch kann ich behaupten, dass diese Menge solcher Betroffenen leer ist. Es mag solche Christen geben. Ich kann für mich nur sagen, dass ich meine Motivation als eine in Liebe gegeben Antwort sehe. Aber wenn du jemanden triffst, auf den dies zutrifft, so kannst du mir das weitergeben. Ich würde gerne solch einen Christen kennenlernen. Denn mir ist er auch in meinem Umfeldern (über die Jahre inkl.) unbekannt.
Die Frage nach der Hingabe, die ich in meinem Artikel „Glaubenshaltung mit Dauerflamme“ behandel, ist eine Frage, die Jesus Christus uns aufdrängt. Ich würde das nicht liegen lassen, wenn Du einfach von „meiner Theologie“ redest.
Bei den gleichgültigen Jungfern, die auf die Ankunft des Bräutigams nur mit Ignoranz reagieren, wie die Leute zur Zeit Noas, frage ich mich: Sind das, wenn wir es übertragen, wirklich Christen? Gläubige? Ich denke, Jesus setzt einen Stachel in das Herz eines jeden gläubigen Christen: So will er nicht da stehen; so nicht auf seinen Herrn reagieren; nicht erst klopfen, wenn es zu spät ist. Dabei ist in dem Gleichnis der Aufruf zur Hingabe, Glaubenshaltung und Offenheit für Jesus auch keine Leistungsabfrage (!), sondern Beziehungfrage. Es ging hier weder um die Leistung Öl zu kaufen (diese Besorgung war sogar Nachts möglich), noch um irgend etwas anders von materiellen Wert. Es ging um die Beziehung zum Bräutigam (Christus) und ein Aufruf, dieser Beziehung nachzugehen.
Und ich sehe keinen Grund, von dieser Rede abstand zu nehmen. Jesus trifft ins Schwarze, wenn ich viele, die sich als Christen sehen, vor Augen habe – Stichwort Nameschristen oder Kulturchristen wie sich der AfDler Gauland selbst bezeichnet.