Kreißsaal oder Friedhof?

Wenn du die Wahl hättest, wie deine Kirchengemeinde, in die du gehst, aussieht – wie würdest du dich entscheiden? Gediegen, ruhig, gelassen, cool, manchmal ein bisschen zu ruhig, viele alte Leute, es tut mir leid zu sagen: Friedhof.
Ist das die Gemeinde, die du dir wünschst?
Kämst du klar mit der anderen Variante, vielleicht das glatte Gegenteil: Laut, lärmig, wuselig, immer wieder neue Leute, die man vorher noch nicht kannte, Geschrei, Gebrüll, schnelles Hin- und Herhasten, um nach dem Rechten zu sehen, ein bisschen Stress überall – aber viel Freude, so viel Freude, weil Neugeborene da sind: es ist ein Kreißsaal.

Mann, wo bin ich da hingekommen? Hier werden Kinder geboren, direkt ins Leben gesetzt. Das Geschrei ist nur Beiwerk, hier entsteht neues Leben!

Nun wirst du sagen, das Leben ist ja bereits vorher entstanden, es wird hier geboren! Ins Leben gesetzt! Das Kind durchbricht den Geburtskanal. Große Freude!

Könntest du dir vorstellen, dass solch eine Station deine Kirche ist? Hier, wo täglich neues Leben entsteht…

Wonneproppen werden geboren, man freut sich einfach an ihnen, alles ist gut, das Gewicht stimmt, die Funktionen sind voll da, alles passt, alles funktioniert, klasse!

Frühgeburten bekommen noch eine Zeit der Wärme im Inkubator, sie waren etwas früh und brauchen noch die einfache Milch von Jesus, der sie einfach liebt, wiegt, ihnen vergibt, sie annimmt wie sie sind und ihnen Liebe, Zuwendung, Wärme gibt bis sie wachsen und den Brutkasten verlassen.

Manche Babys sehen nicht so wonnig schön aus, sie sind knallrot oder blau – ich war solch ein Kind vielleicht wegen Sauerstoffmangel – man gab mir ein paar Klapse auf den Po, damit ich schreien würde und dadurch wiederum atme. Seitdem atme ich bis heute. Danke für diejenigen, die mir geholfen haben.

Manche Babys werden zu früh tot geboren, das tut einfach nur weh, es gehört dazu zu einer Gebärstation. Da ist alles vorhanden.

Es gibt Babys mit Herzfehlern, solange sie klein sind, kann man ihnen meist ganz gut helfen, operieren. Das Herz ist das zentrale Organ, im übertragenen Sinn das innerste des Menschen, da wo Seele und Geist sich treffen. Wenn das Herz geheilt wird durch einen liebevollen Eingriff kann es gesund heranwachsen. Es hat etwas mit dem Urvertrauen zu tun, dass Gott gut ist.

Babys müssen hören, dass Gott sie liebt, dass er ein guter, liebender, zeitaufwendender Vater ist, der sie liebt und umarmt – später kommen die schwierigeren Brocken, wenn sie etwas stärker sind, gibt man ihnen Gemüse….

Solch eine Gebärstation ist einigermaßen wild, es braucht fachkundige, liebevolle Väter und Mütter und Helfer aller Art. Es dreht sich alles nur um das Baby.

Im Kreißsaal wird neues Leben geboren.Könntest du dir vorstellen, dass deine Kirche ein Stück weit Kreißsaal wäre??

Das Baby hört die unverfälschte, liebevolle Milch des Evangeliums.

So sehr hat Gott dich geliebt, dass er Jesus am Kreuz sterben ließ, damit du, der du an ihn glaubst nicht verloren gehst, sondern ewiges Leben hast.

Nocheinmal: Gott hat dich lieb!!
Hast du es gehört? Er liebt dich!!
Unverfälschte lautere Milch: Ihr Kinder, Gott hat euch eure Sünden vergeben wegen Jesus!

Könnte christliche Gemeinde solch ein Kreißsaaal sein, eine Gebärstation für Menschen, die in ein neues Leben hineinkommen? Raus aus der Esoterik, dem Arbeitswahn, dem Unglauben – hinein in den liebevollen Glauben an Jesus?
Ich liebe diesen Gedanken und bitte darum, dass er Wirklichkeit wird. Bittest du mit? Bist du dabei?

Diese Friedhofsschaufel, dieses tief ausgehobene Loch, diese gesenkten Köpfe und das traurige Sich – Abwenden hin zum Beileid, weg, hinweg, die Lieder noch im Kopf – klar- alles hat seine Zeit. Sterben hat seine Zeit.

Aber auch geboren werden hat seine Zeit.
Sie kommen!!

Dieser Blog-Beitrag von Rolf Oetinger erschien zuerst auf jesus-blog.de . Lies hier den Original-Artikel "Kreißsaal oder Friedhof?".

Über Rolf Oetinger

Über 60 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder. Schwabe, der eine Hessin geheiratet hat und hauptsächlich im Bereich Haushaltsauflösungen inklusive Verwertung als Selbständiger arbeitet. Christ seit 1986, was für alle Beteiligten das deutlich Bessere ist.

11 thoughts on “Kreißsaal oder Friedhof?

  1. Familien, die aus Großeltern, Eltern und Kindern bestehen, sind doch eigentlich der Idealzustand. Klar, niemand möchte im Altenheim nur unter seinesgleichen sein, aber nur ein Kreißsaal …? Aus Babys werden Kindergartenkinder, und wenn niemand da ist, der ihre Entwicklung fördert, hier und da seine Erfahrungen einfließen läßt, dann bleiben die Kindergartenkinder eben auf Dauer Kindergartenkinder, auch wenn sie selbst Eltern oder Großeltern sein sollten.
    Hippe, junge Gemeinden sind auf den ersten Blick toll, da wirkt vieles frisch. Aber, um es mal mit den Worten des Hebräerbriefes zu sagen, die meisten Leute dort sind und bleiben Milchtrinker, und eine Predigt, die feste Speise wäre, kann man dort in der Regel nicht vorsetzen.
    Dann haben wir aber auch noch eine demografische Herausforderung: die Alten nehmen zu. Die macht man aber nicht mit HipHop und Schlagzeug im Gottesdienst zu neugeborenen Kindern. Die Generation ab Ü30 / Ü40 bleibt außen vor, weil die Kreißsaalgründungsprojekte auf eine jüngere Zielgruppe gerichtet sind.
    Auch das Beackern des vermeintlichen Friedhofs hat seine Berechtigung. Die Arbeiter, die zur 11. Stunde in den Weinberg geholt worden sind, ebenso wie der Verbrecher am Kreuz, der erst am Kreuz wenige Stunden vor seinem Tod durch Jesus errettet worden ist, sind aller Mühe wert. Auch wenn das nicht unbedingt Partystimmung ist.

    1. Hi Stephan,
      klar ist eine Gemeindemischung aus Ganz-Alten, Mittleren, Jungen usw. ideal —- aber das meinte ich ja gar nicht!
      Ich meinte, dass Gemeinden daran leiden, dass keine „neuen Leute“ geboren werden und das sind nicht notgedrungen junge, sondern frische, niegelnagelneue Christen!
      Ein natürliches Baby kann kein Christ sein, (wiewohl es nicht gesündigt hat.)
      Es war also symbolisch gemeint – der Kreißsaal sollte bedeuten, dass die Gemeinde nicht stagniert und nicht nur ihren natürlichen Nachwuchs hat, nämlich die natürlichen Kinder der Christen (obwohl das auch schon klasse ist) – nein mir – und wohl auch Gott – geht es um neue Geburten.
      Geburten eben.
      Geistig verstanden und gemeint.

  2. ,,Gott liebt dich“
    Erklär es ihnen, die von weit Draussen kommen: 100 mal wenn nötig 1000 mal, als sie noch im inneren Wasser hin und her schwammen wollten sie schon fliehen: vom Nikotin, vom Alkohol, von den Drogen, und vor allem von der Lieblosigkeit die sie umgab. Sie wollten sich schützen, doch sie konnten nicht raus. Da war keiner der sie willkommen hieß, jetzt sollen sie begreifen dass Gott sie liebt? habt ihr soviel Geduld? soviel Zeit, soviel Hingabe, soviel ,,Liebe“? Kannst du sie festhalten? denn sie sind noch immer auf der Flucht, die Welt hat es ihnen beigebracht, und wieder können sie nicht weg aus dem geschlossenen Raum. Jesus hat den Raum durchbrochen, seine Hand kann dich halten, und sie wird es tun, wenn du nur willst. Du mußt nicht erst die Gesetze erfüllen, du mußt dich nur ,,lieben lassen“ und auch wenn du es schon oft gehört hast, Gott hat wirklich einen Plan für dein Leben, ER hält sich, und lässt sich nicht von irgendjemanden behindern, auch wenn die Liebe bei vielen erschöpft ist, (weil sie die Quelle aus den Augen verloren haben) ER bringt die Quelle zu dir, du bist angeschlossen und schwimmst im Wasser des Lebens.

    Wenn es nicht zuvor einen Aufbruch der Liebe gibt, werden wohl auch noch die letzten Kreissäale schließen.
    Lieber Rolf, du beschreibst alles so liebevoll, ich hoffe und bete das es gelingt, Hesekiel 34. 15 und 34. 21 ist auch ein mahnendes Beispiel; von Gottes Liebe und von Hirten ohne Liebe.
    Da seh ich auch gerade bei Stephan ,,sie bleiben Milchtrinker“ warum? weil die Kraft nicht reichte, von denen die sich doch um die Neugeborenen kümmern wollten, (oder hatten die ihre eigenen Pläne im Kopf)?

  3. Hallo Rolf,
    wahrscheinlich hast du es nicht so gemeint, aber Deine Gegenüberstellung weckt in mir die Assoziation: Ruhe schlecht, Geschrei gut
    „Alles hat seine Zeit“,“ seid stille dem Herrn und wartet auf Ihn“, aber auch „brecht in Jubel aus vor dem Herrn“ sagt uns die Schrift
    Um im Kreissaal seinen Mann oder Frau stehen zu können braucht es Zeiten der Ruhe und der Ausrichtung auf Jesus um sich von ihm in der rechten Weise zurüsten zu lassen. Gott schenkt uns Zeiten von neuen Aufbrüchen und Bekehrungen im Reich Gottes, führt uns aber trotzdem oft immer wieder in Schwierigkeiten hinein, mit denen wir nur dann gut umgehen können, wenn wir zur Ruhe gekommen sind. Deshalb tausche ich immer wieder gerne unseren Gottesdienst in der Pfingstgemeinde mit fast dauerhaft Musikberieselung ausser der Predigt gegen einen Gottesdienst der evangelischen Kirche ein, in der ich durch den Glockenschlag am Anfang und das Vorspiel der Orgel bewußt zur Sammlung (kennt man das Wort heute überhaupt noch?) geführt werde

    1. Ja sorry, ich merke der Artikel wird mehrfach mißverstanden, ich habs zu schlecht formuliert, sorry.
      Ich meinte die Friedhofsruhe die deswegen da ist, weil kein Mensch Christ wird, keiner sich bekehrt, kein NEUER dazu kommt, sondern alles bleibt im alten Saft.
      Aber scheinbar war das zu mißverständlich geschrieben. Du hast den Artikel schon durchgelesen?
      Irgendwann probier ich das wichtige Thema nochmal anders zu schreiben…
      Liebe Grüße
      Rolf

      1. Mißverständnisse sind gut, weil man darüber ins Gespräch kommt und dann feststellt, dass man ja doch nicht auseinander liegt, oder man lernt dazu im Dialog.
        Darum: da mußt Du Dich nicht entschuldigen für die Arbeit, die Du hier machst. Wir hätten ja auch genauer lesen können und unser Verständnis Deines Textes erst einmal selbst hinterfragen müssen in dem Sinne, wie meint es Rolf Oetinger denn wirklich.

      2. Ich denke auch nicht, dass Du Dich entschuldigen musst. Du hast den Mut Deine Gedanken mitzuteilen, regst zur Diskussion an uns stellst Dich zum Glauben. Das ist doch gut!!

  4. Rolf, ich finde es sogar sehr gut, dass man bei Dir immer so schön zwischen den Zeilen lesen kann, da gibt’s nämlich doppelt viel zu entdecken! Das regt den Geist an nachzuforschen.
    Liebe Grüsse
    Lilli

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