Paralleluniversen

Ich bin ein alter „Trekkie“. Ich habe „Raumschiff Enterprise“, „Star Trek: Next Generation“ und „Deep Space 9“ von Kindesbeinen an gefeiert. In manchen Folgen kommt ein „Paralleluniversum“ vor – eine fast astrophilosophisch anmutende Idee, nach der es nicht nur eines (nämlich unseres), sondern eine unendliche Zahl von Universen gibt, die fortwährend dadurch entstehen, dass bei jedem quantenmechanischen Vorgang (Entscheidungsprozess) mit mehreren Ausgangsmöglichkeiten jede dieser Möglichkeiten auch eintritt und sich dabei jeweils eine eigene alternative Realität in einem Paralleluniversum bildet. Diese Paralleluniversen existieren nach dieser Vorstellung im „Multiversum“ nebeneinander und interagieren normalerweise nicht. Aber die Macher von „Star Trek“ haben sich genau diesen Fall ausgedacht, wie denn das wäre, wenn es dazwischen eine Spalt gäbe. Verschiedene Protagonisten der Serie gelangen mehr oder weniger unfreiwillig in eines dieser Paralleluniversen, in denen die Naturgesetze gleich, aber das Leben dennoch ganz anders ist. In der Regel haben sie dort Doppelgänger, die völlig anders „ticken“, ganz andere Rollen spielen und oft spiegelbildlich verkehrte Werte vertreten. Die Lösung der Situation zeigt sich meist dadurch, dass sie immer mehr verstehen und entschlüsseln, in was für einem Universum „die da“ eigentlich leben und wie man es „bespielt“. Meist haben sie nach ihrer Rückkehr dabei auch viel über sich selbst erfahren.

Ich finde diese literarische Vorlage eine überaus gelungene Verbildlichung der Situation, in die hinein sich unsere Gesellschaft in der Postmoderne auflöst. Wolfgang Thierse hat die Problematik in seinem berühmten FAZ-Beitrag umrissen, der zu eben der Kontroverse geführt hat, über die er geschrieben hatte: Wenn die Gesellschaft in zahllose selbstbezügliche Identitäten zerfällt, denen nicht nur der Gemeinsinn, sondern auch die gemeinsame Sprache abhanden gekommen ist – was passiert dann mit der Gesellschaft? Ich denke diesen Gedanken einen Schritt weiter: Wenn der Leib Christi, die Gemeinschaft der Glaubenden, entlang den Rissen in der Gesellschaft in lauter „Tribes“ (Stämme) zerfällt, denen nicht nur die gemeinsame Wahrheit (siehe das vorhergehende Kapitel), sondern in ihren virtuellen Filterblasen auch die gemeinsame Sprache abhanden gekommen ist – was macht das mit dem universalen Auftrag, den Jesus seiner Kirche gab, alle Völker zu Jüngern zu machen (Matthäus 28,26-28)?

Viele Gigabytes an Internet-Diskussionen und Myriaden Gigaflops an Rechen- und an Lebenszeit gehen dabei verloren, genau diese Problemlage dadurch zu lösen, dass einer versucht, den anderen von der Gültigkeit seiner eigenen Anschauung zu überzeugen. Die meisten dieser Versuche (auch der verunglückten!) sind, wie ich glaube, von der ernsthaften Hoffnung getragen, dass der andere anfängt, so zu denken wie ich und dadurch die gemeinsame Wahrheit und die gemeinsame Sprache wiedergewonnen werden kann – und viel Frustration, Enttäuschung und Wut entsteht an der nachhaltigen Erfolglosigkeit dieser Versuche. Ich bin inzwischen der Überzeugung, dass diese Versuche gar nicht mehr erfolgreich sein können, weil wir im Bewusstsein unserer Gesprächspartner kein außerhalb unserer eigenen Subjektivität liegendes Kriterium mehr anbieten können, um zu entscheiden, welche der vielen Wahrheiten unserer Welt wirklich wahr sind (in unserem eigenen Bewusstsein sind unsere Wahrheiten selbstverständlich objektiv wahr). Solche Diskussionen haben lediglich die Wirkung, dass sich diejenigen Gruppen („tribes“) herausbilden, mit denen wir dasselbe Werte- und Sprachsystem teilen. Leben wir also in unseren Köpfen tatsächlich in lauter Paralleluniversen nebeneinander her – nur dass die sich alle am selben physikalischen Ort befinden, wodurch es ständig Krach gibt?

Jesus Christus sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, er wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern er wird das Licht des Lebens haben“ (Johannes 8,12). Jesus sagt nicht: Das Licht deiner oder seiner Welt, sondern der Welt – das Licht des Multiversums. Ich glaube, dass Jesus in jedem dieser Paralleluniversen irgendwie gegenwärtig ist. Das befreit mich von dem Druck, meine Gesprächspartner erst aus seinem Universum in mein Universum „entführen“ zu müssen, um ihnen Jesus zeigen zu können. Uns tut hier eine gute Portion von der Gelassenheit des Glaubens gut. Ich habe immer weniger das Gefühl, ich müsse meine Glaubensgeschwister, die mit mit Ansichten aus der Querdenker-Bewegung ankommen, aus ihrem Universum hinausbeamen. Es gibt Menschen, auch Christen, die leben in einem Universum, in dem eine faschistoide Regierung versucht, unter Vorgaukeln einer Pandemiesituation eine Umstellung der Weltwirtschaft vorzunehmen und den Bürgern dauerhaft die Freiheitsrechte zu entziehen. Ich lebe nicht in diesem Universum. In meinem Universum grassiert ein echtes Virus und eine Regierung hat in bester Absicht, aber mit exponential ansteigender Überforderung das Beste versucht, um es einzudämmen, und sich dabei in Fehler verrannt, die sie im Wahlkampf nicht zugeben möchte und darum auch nicht ändern kann. Noch andere leben in einem Universum, in dem eine Regierung inmitten einer immer mehr wissenschaftsfeindlichen Welt versucht, auf die einzig wissenschaftliche Weise die Pandemie zu bewältigen und daran von allen möglichen Wissenschaftsfeinden gehindert wird. So what? In diesen und noch mehr unterschiedlichen Universen leben wir. Und Jesus ist irgendwie in jedem von ihnen anwesend und lässt uns in keinem von ihnen allein. Er gibt denen, die ihm nachfolgen, das Licht des Lebens. Und darum erkenne ich als die für uns als Leib Christi entscheidende Frage nicht: Lebst du in dem „richtigen“ Universum (meinem natürlich)? Sondern: Wie kannst Du in dem Universum, in dem Du lebst, Jesus Christus glaubwürdig nachfolgen, sodass dein Leben mit Seinem Licht im Einklang ist? Wie kannst Du in Deinem Universum als Jüngerin und Jünger Jesu erkennbar werden, der das Licht des Lebens hat und es weiterträgt, um selber „Licht der Welt“ (Matthäus 5,14-16) zu sein?

One thought on “Paralleluniversen

  1. Zusammengefasst,…… es gibt keine Wahrheit in der Welt, Gott sagt, sie sind alle Lügner! Die Welt-Wahrheit ist nicht befreit von ihrer Boshaftigkeit, sie wird benutzt, zu unterdrücken, zu Zwang und Verfolgung, zum Aufbau von Hyrachien, zur Dominanz um Schwächere zu unterwerfen. Die Wahrheit in der Welt ist böse denn sie bringt keine Liebe hervor, bisher hat sie sich seit hunderten von Jahren in Leid Elend und Tod gekleidet.
    Was ist Wahrheit? Sie ist Leben nicht von dieser Welt, sie ist der Ursprung der Schöpfung.
    Hat Gott gesagt das ER die Menschheit durch ein Virus auslöschen will?
    Hat Gott gesagt das die Natürlichkeit der Menschen ersetzt werden muss durch Chemie und das sie untereinander getrennt werden müssen um sich zu retten?
    Hat Gott gesagt das die Menschen Seine Schöpfung neu gestalten müssen?
    Lesen wir in Seinem Wort über ein weltweites Geschehen, welches die gesammte Menschheit bedroht, ausser in der Offenbarung in den Tagen des Gerichts?
    Der Vergleich mit Gottes Wirken und dem Wirken in der Welt läßt den Vergleich zu, …..hier ist der Mensch am Werk, um sich selbst und andere zu richten, oder zu retten, oder sich selbst zu verherrlichen.
    Die Veränderung der Welt, das Verhalten der Menschen untereinander in den letzten Monaten sollten zu denken geben, wer hier am Werk ist…..
    Zerstörung, Tod, offen gelebte Boshaftigkeit, Unfriede, Menschen in einer Haltlosigkeit warten auf wen? Wer verspricht ihnen Rettung?
    Es war schon zur Zeit als Jesus auf der Erde war, sie hassten die Wahrheit und blieben in der Finsternis, schon immer schmiedeten sie ihre Pläne (gegen den Schöpfer), und die Jünger? auch sie hatten unterschiedliche Fragen und Ansichten, aber sie bündelten all ihre innere Bewegung in die eine Lehre ihres Herrn.
    Wer ist der Antichrist? Wer wird ihm folgen, wird man ihn erkennen? Was unterscheidet seine Lehre von der Lehre Jesus?
    Hass, Lüge, Boshaftigkeit, Verwirrung, Egoismus, Krankheit, Tod greift um sich, der Mensch richtet sich selbst (zu grunde), weil es das Angebot Gotts ausschlägt.

    Raumschiff Enterprise und Co sind Unterhaltungsspiele, doch das eine Universum auf dem wir leben vergißt gerade seine Tränen.

    Jesus sprach: weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder.“ Lukas 23. 28b

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