Und was Gebetshäuser damit zu tun haben.
Es sind erstaunliche Vorgänge: Eine Glaubenskonferenz zur Förderung der Einheit lockt Tausende in die Olympiahalle nach München und Beachtung findet sie nicht nur bei Christen.
Protest regt sich in der LGBTQ-Community: Den Konferenz-Veranstaltern und Rednern werden Homophobie und rechtsextreme Positionen vorgeworfen, auch die Politik meldet sich zu Wort. Und während diese Opposition niemand wirklich erstaunen dürfte, regt sich innerkirchlicher, sogar inner-evangelikaler Widerstand. Geistliche Leiter distanzieren sich von der Konferenz, Warnungen werden ausgesprochen und vom Besuch wird abgeraten. Die Kritik entzündet sich vor allem an den Referenten: Für bekenntnisorientierte Christen ist Bill Johnson als einer der Hauptredner untragbar, schließlich werden Lehraussagen und Einfluss von Bethel unter Theologen durchaus kritisch gesehen. Gleichzeitig gelten ihnen die landeskirchlichen Bischöfe Timmerevers und Bilz aufgrund ihrer Haltung zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare als verdächtig. Letzterer hatte in seiner Funktion als Jugendpfarrer 2012 den Evangelisten Lutz Scheufler vom Dienst suspendiert. Und so sehen sich Christen in Sorge darüber, dass Wahrheit verwässert und wirkliche Einheit verhindert wird.
Ein wenig Ironie ist schon dabei: Den einen ist die Konferenz zu konservativ, den anderen nicht konservativ genug. Dabei ist die Perspektive entscheidend: Von „drinnen“ (gemeint ist das christliche Lager) ertönt der Ruf nach Konservativismus, von „draußen“ nach Liberalität. Kein Wunder, wenn man sich hier verwundert die Augen reibt. Zudem berührt diese Debatte wieder einmal die drängende Frage nach der Einheit der Christen. Wie kann Einheit gelingen in einer Zeit sich atomisierender christlicher Kultur und Gemeinschaften?
Diese Frage finde ich vor allem hinsichtlich der Gebetshäuser spannend, schließlich sind sie in den letzten Jahrzehnten als Orte gelebter und beständiger Einheit hervorgetreten. Gleichzeitig waren sie bemüht um solide theologische Arbeit und bekannt für erfrischende Klarheit in sozialen und ethischen Fragen. Als Beispiel seien verschiedene Podcast-Formate Johannes Hartls genannt. Und wenn das Scheitern des Gebetshaus-Gründers Mike Bickle den tragischen Niedergang des International House of Prayer in Kansas City zur Folge hat, dann ist dies in erster Linie einem persönlichen Versagen zuzuschreiben und anschließend erst den damit verbundenen strukturellen Schwächen und einer teils irrigen Theologie.
Die Frage bleibt: Was ist Einheit? Und: Welche Rolle spielt die Gebetshausbewegung darin?
Ich versuche mich an einer Standortbestimmung. Dabei schreibe ich aus der Perspektive des „drinnen“ (s.o.). Manchmal übersehe ich dabei auch die eigenen blinden Flecken und bin dankbar, selbst darauf hingewiesen zu werden.
- Wir brauchen Zeiten und Orte, um über Inhalte zu reden. Es gibt unter Christen durchaus wichtige Unterschiede, teilweise sogar in Kernfragen des Glaubens. Diese müssen thematisiert werden. Geschieht das nicht, verschwimmen Grenzen, Menschen werden verunsichert, Spaltungen entstehen und Einheit wird verhindert. Letztlich verliert das Evangelium dadurch seine verändernde Kraft. Ich wünsche mir Orte und Begegnungen, wo in aufmerksamer und wertschätzender Weise miteinander und in einem guten Sinne gestritten wird. Wir dürfen einander nicht meiden, wir sollten ohne Argwohn in den Austausch gehen. Natürlich hat jede Veranstaltung oder jedes Format ihr/sein eigenes Zielpublikum und programmatische Grenzen, wünschenswert wären jedoch Gelegenheiten, unterschiedliche Positionen nebeneinander zu präsentieren und zu diskutieren. Diese sollte leicht zugänglich und verständlich für Gemeindeglieder sein, damit diese sich umfassend informieren können. Gemeindeleiter sollten diese Formate zudem gezielt bewerben.
Vielleicht können die Leiter bereits bestehender Netzwerke (Ev. Allianz, ACK, CCD, Jordan-Stiftung) gezielte Angebote machen, ohne in den Verdacht zu geraten, gleich vom Glauben abzufallen. - Wir brauchen wache geistliche Leiter und Gemeindeleiter. Die Zeit des christlichen Wolkenkuckucksheim ist vorbei. Einerseits ist der Druck von „außen“ zu groß, um sich nicht eindeutig zu gesellschaftlichen Themen positionieren zu müssen (z.B. Sexualethik, Transgender, Selbstbestimmung, Transhumanismus), andererseits sind die inneren kirchlichen Verwerfungen nicht mehr zu übersehen, die aufgrund theologischer Nachlässigkeit entstanden sind. Hier ist es an der Zeit, dass geistliche Leiter nicht nur informiert sind über kirchliche Entwicklungen, sondern aktiv dazu beitragen, ihre Gemeinden zu eigenständigem und tiefem Glaubensleben anzuleiten.
- Unterschiede müssen benannt und Grenzen geduldet werden. Es ist nichts Verwerfliches dabei, auf Unterschiede in Lehrmeinung und Bibelverständnis hinzuweisen. Allein der Ton macht die Musik. Niemandem ist geholfen, wenn Differenzen aus Harmoniegründen verschwiegen werden. Gleichzeitig leidet der gesamte Leib Christi, wenn in harter und verletzender Weise übereinander geurteilt wird. Keinem menschlichen Körper geht es gut, wenn Frust hineingefressen wird oder mit hochrotem Kopf hinausposaunt wird. In der Regel sind somatische Beschwerden die Folge…. Es ist eine hohe Kunst, Klarheit nicht mit Lieblosigkeit zu verwechseln und Belanglosigkeit nicht an die Stelle von Liebe zu setzen. Hier sind geistliche Weisheit und pädagogisches Geschick vonnöten.
- Wir brauchen die Grundlage überlieferter Glaubensbekenntnisse. Was vielen ausgrenzend und einengend vorkommen mag, trägt in Wirklichkeit zu Klarheit und Identifikation bei. Dies geschieht auf Grundlage prägnant und eindeutig formulierter Kernaussagen des Glaubens, deren Wichtigkeit für die Kirche nicht zur Disposition stehen darf, will sie sich noch Kirche Jesu Christi nennen. Übrigens glaube ich auch, dass ihre gesellschaftliche Relevanz genau davon abhängt. Der Blick in die verfolgte Kirche der Jahrhunderte zeigt das: Gemeinschaft der Gläubigen nimmt dort zu, wo den Kernaussagen der Bibel kompromisslos vertraut wird. Hier spielen neo-orthodoxe Glaubensgemeinschaften und Kommunitäten eine ebenso wichtige Rolle wie bibeltreue Kirchen und Gemeinden.
- Wir brauchen Zeiten und Orte um Einheit auf der Grundlage von Johannes 17 leben zu dürfen. Dies mögen Gottesdienste, Hauskreise, Konferenzen oder Gebetshäuser sein. Wir wollen gehorsam sein, wenn es darum geht, dem Willen Jesu zu folgen und mit ihm um Einheit zu bitten und diese im gegebenen Rahmen zu feiern. Wir müssen aufpassen, diese Zeiten und Orte nicht mit Debatten aufzuladen oder eine inhaltliche Auseinandersetzung in und von ihnen selbst zu erwarten. Profilschärfe ist wünschenswert, aber nicht notwendig, diejenigen mit dem Anliegen christlicher Einheit um das Zentrum des Gekreuzigten und Auferstanden zu versammeln, die dies wollen. Trauen wir doch einander dieses Herzensanliegen zu und glauben uns gegenseitig diesen (nicht irgendeinen!) Glauben.
Einheit ist und bleibt eine Herausforderung. Sie muss täglich vor Ort und im Kleinen geübt und ausgehalten werden. Sie ist dabei keine „top-down“ Bewegung, sondern verwirklicht sich dort am deutlichsten, wo sich Christen unter dem Wort und im Gebet versammeln und in Tat und Leben sichtbar werden.
Als Gebetshäuser bilden wir solche Gemeinschaften. Gleichzeitig stehen wir oft genug genau zwischen beschriebenen Stühlen. In den letzten Jahren ist viel Vertrauen aufgebaut worden, häufig auf Grundlage persönlicher Beziehungen. Dieses Vertrauen sollte nicht verspielt werden! Stattdessen sollten wir weiter als Brückenbauer agieren:
- gegründet in solider Theologie und profunder Bibelkenntnis
- unmissverständlich in unserem Auftreten und der öffentlichen Kommunikation
- sensibel bei unserer Beteiligung an Netzwerken und Veranstaltungen
- reflektiert und nüchtern in dem Verständnis der Gebetshaus-Gemeinschaften als prophetisches Zeichen im gesamten Leib Christi
- kompromissbereit bei der Verfolgung gleicher Ziele von Erneuerung, Erweckung und Evangelisation
- geradlinig in Diskurs und Dissens
- treu im Grundauftrag des verborgenen Dienstes für Gott
Ich wünsche mir Gebetshäuser, die geschätzt werden als Identifikationsorte für unterschiedliche Kirchen und Gemeinden. Nicht, weil sie alles besser machen würden oder unersetzbar wären, sondern weil in ihnen (wie hoffentlich in vielen Gemeinden auch) die Früchte des Geistes in den Gläubigen sichtbar sind. Wir brauchen sie in der Frage der Einheit:
Liebe untereinander.
Freude über Gott und sein Wirken an vielen Orten.
Frieden und die Bereitschaft zu vergeben.
Langmut und Geduld im Umgang mit Andersdenkenden.
Freundlichkeit und Güte in unserer Kommunikation.
Treue zum Wort Gottes und unserem Auftrag.
Sanftmut bei empfangener und Selbstbeherrschung bei geäußerter Kritik.
Deswegen höre ich nicht auf, für Einheit zu beten und sie zu suchen, wo immer ich kann. Manchmal entgegen der Erwartungen anderer, manchmal auch um ihretwillen.
Bildquelle: https://unsplash.com/de/fotos/frauen-stehen-vor-handlauf-zqwK4a6JXgc
Dieser Blog-Beitrag von Frank Laffin erschien zuerst auf Glaubensschritte . Lies hier den Original-Artikel "EINHEIT".
Und nun frage ich mich, wozu der Artikel. Ich picke mal heraus, was mir durch den Kopf gegangen ist, und ja, manches überspitze ich:
„Wir brauchen Zeiten und Orte, um über Inhalte zu reden.“ Gut, jetzt reden wir mal, der Extremfall ist, dass ein Katholik, ein konservativer Lutheraner, und (hypothetisch) ein Zeuge Jehovas reden. Dann stellt man fest, dass man sich beim Thema Heiligenverehrung und -Anrufung wohl nicht einig wird, teilweise mit Dogmen hinterlegte unterschiedliches Abendmahlverständnis hat, und den Jesus, der zur Einheit aufgerufen hat, zumindest in Teilen unterschiedlich „interpretiert“ – vielleicht sogar in Dingen, von denen man meint, dass diese heilsentscheidend sein könnten (ist Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott, gibt es neben ihm noch andere Wege zu Erlösung, …). Und das Fazit wäre dann: schön, wir haben über unsere Unterschiede geredet, wir beten weiterhin jeder zu „seinem“ Jesus, aber gemeinsam im schönsten Synkretismus?
„Wir brauchen wache geistliche Leiter und Gemeindeleiter.“ Ja, die gibt es in manchen Gemeinden, und wenn die von Ritualen wie „Grave sucking“ hören, die ja nun zumindest einem der Redner nicht fremd sind, warnen die natürlich ihre Gemeinde. Was ist also die Erwartungshaltung? Ist das egal, ist die Einheit wichtiger als das esoterische Gehampel, das zumindest so etwas an die Totenbeschörung des Saul erinnert und wie diese von Gott „belohnt“ wurde?
Tatsächlich bin ich auch der Meinung, dass man eindeutige Positionen zu den weltlichen Zeitgeistthemen beziehen muss. Gewisse Themen würde ich nicht einmal als Diskussionsthema zulassen: wer LQB… im Pfarrhaus möchte, möge doch seine eigene Kirche gründen, oder auch umgekehrt.
Kann man Gemeinschaft haben und Einheit mit Glaubensrichtungen, die in fundamentalen Fragen, was Gottes Willen und guten Plan betrifft, anders liegen?
Schön, nun gibt es eine weitere Definition von christlicher Einheit. Nur wer entscheidet nun welche richtig ist, die von Frank oder irgendeine andere die weiter oder enger gefasst sein kann.
Es kann letzten Endes nur das Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift herangezogen werden: die Einheit der Christen hat dort die Basis, dass der einzelne Mensch über Umkehr und Busse in den Herrschaftsbereich Gottes kommt. Das sind die Personen, die Jesus in den entsprechenden Kapiteln im Johannesevangelium meint. Es geht dann aber auch darum, dass das Heil ausschließlich durch Jesu Tod und Auferstehung kommt.
Das schließt damit jegliche weitere zusätzliche Punkte, die heilsnotwendig sind aus. Da können z.B. Maria, Buch Mormon, Wachturm, Apostel oder ein 2. Pfingstsegen genannt werden. Genauso natürlich Dinge, die dem biblischen Befund wegen den 10 Geboten usw.
Logischerweise kann es auch diesem Grund und dem geistlichen Zustand der jeweiligen Organisationen keine geistliche Einheit mit oder in der Gesamtorgansation EKD, EAD, RKK, ACD und UNUM 24 und vielen anderen geben, weil es dann eine Einheit ist, die in der Schrift nicht gibt und daher keine geistliche Frucht entstehen kann.