Vor einigen Tagen las ich bei eine Idea die interessante Meldung „Auch über das Gericht Gottes predigen“. Hintergrund waren die Äußerungen einiger Theologen bei der Theologischen Studienkonferenz des Arbeitskreises für evangelikale Theologie, die vom 15. bis 17. September in Burbach stattfand. Wie es der Zufall wollte, war ich in der vergangenen Woche mit der Vorbereitung einer Predigt über Joel 2,1-17 beschäftigt – einem Text, der in drastischen Worten das Gericht Gottes thematisiert. Insofern habe ich mir – natürlich nicht nur letzte Woche – auch so meine Gedanken zu diesem Thema gemacht:
1. Man kommt als Prediger nicht darum herum, über das Gericht Gottes zu predigen
Auch ein flüchtiger Bibelleser wird wahrnehmen, dass die Schrift sehr häufig vom Gericht Gottes spricht. Und auch für Jesus war das kein Randthema. Das Gericht Gottes ist ein zentrales Thema der Bibel und wer die Bibel ernst nimmt und sich dem Anspruch verpflichtet fühlt, den „ganzen Ratschluß Gottes“ (Apg 20,27) zu predigen, kommt um dieses Thema nicht herum.
2. Es ist eine unangenehme Aufgabe, über das Gericht Gottes zu predigen
Man sollte sich selbst eingestehen und es seinen Hörern auch deutlich machen, dass die Predigt über so ein Thema keine leichte oder besonders spaßige Aufgabe ist. Prediger, die vom Gericht predigen, tun das eben nicht – wie manches Klischee nahelegt -, weil sie andere gern verurteilen oder verdammen, sondern weil sie sich dem Wort Gottes verantwortlich fühlen.
3. Man sollte sich selbst mit einschließen
Wenn die Hl. Schrift Warnungen und Gerichtsworte ausspricht, so sind diese häufig nicht an die Heiden sondern an Israel bzw. das Gottesvolk gerichtet. Entsprechend sollte sich auch eine „Gerichtspredigt“ heute nicht primär auf die „gottlose Welt“ um uns herum einschießen. Ganz im Gegenteil sollte man als Prediger deutlich machen, dass „wir Frommen“ – und ja auch wir selbst als Prediger – angesprochen sind (vgl. 1Petr 4,17). Gerade bei solchen Texten ist es wichtig, dass sich der Verkündiger – für den Hörer wahrnehmbar – bereitwillig und demütig dem Wort Gottes unterordnet und deutlich macht, dass auch er selbst die heilsame Korrektur des Wortes Gottes braucht.
4. Man sollte auf Jesus weisen
Gott spricht in Hes 33,11: „Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe.“ Das ist das Hauptanliegen, das Gott mit den unzähligen Warnungen und Gerichtsworten in der Bibel verfolgt: Dass Menschen die ernste Situation, in der sie sich befinden, erkennen und zu Gott umkehren. Dieses Anliegen sollte auch in jeder „Gerichtspredigt“ heute vorherrschend sein. Darum muss Jesus verkündigt werden, der schließlich dazu gesandt wurde, stellvertretend für Sünder zu sterben, damit diese vor dem gerechten Zorn Gottes und seinem Gericht bewahrt werden. Wie Jesus selbst es sagt: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ (Joh 5,24)
5. Wie man dafür sorgt, dass dieses Thema vorkommt
Nur die wenigsten Prediger verspüren von sich aus den Drang, eine Predigt über das Gericht Gottes zu halten. Damit dieses Thema dennoch vorkommt und nicht einfach untergeht, ist es am besten, sich das fortlaufende Predigen durch ganze Bibelbücher zur Gewohnheit zu machen. Wenn man diesen Ansatz verfolgt, verstehen zudem auch die Predigthörer, warum „ausgerechnet dieses unangenehme Thema“ jetzt angesprochen wird: einfach weil es im nächsten folgenden Text dran ist.
Was denkst du zu diesem Thema? Hast du schon mal eine Predigt über das Gericht Gottes gehört oder vielleicht auch selbst eine gehalten? Was ist dir wichtig geworden?
Dieser Blog-Beitrag von Wolfram Wobig erschien zuerst auf wobig.eu . Lies hier den Original-Artikel "Über das Gericht Gottes predigen".
Danke für diese Anregungen.
Ich finde das Einbringen des Themas lediglich aufgrund einer Reihenfolge von Büchern, welche man bearbeitet, schwierig. Zwar kommt man so zuverlässig auch auf alle Themen zu sprechen. Dennoch sollte man den Zeitpunkt der Verkündigung in den heiligen Schriften nicht vergessen, da das Gericht dort inbesondere anlassbezogen Erwähnung findet. Eine Erziehung der Gläubigen durch Gottesfurcht und Gottesliebe sind keine Gegensätze, sondern bedingen sich.
Deshalb finde ich deinen Verweis in 4. so wichtig. Der HERR gibt uns die Chance der Wahrheit und Gnade zu folgen umsonst, sodass wir Frieden im Zugang zu ihm, mit Hilfe von Treue zu seinen Worten, finden. Reue, Umkehr und Buße kann nur im Eingeständnis unserer Fehler im Angesicht von Gerechtigkeit stattfinden. Dann sind wir in der Lage diesen unverdienten Liebesbeweis Gottes wahrhaftig zu erkennen und anzunehmen.
Die Rede vom Zorn und Gericht Gottes sollte m. E. nicht den guten Charakter Gottes verdunkeln und auch eine positive Motivation für das Gericht darstellen: Dass nämlich die ganze Heilsgeschichte auf Weltgericht und Welterneuerung zuläuft. Und Gott eine neue Erde schaffen will, in der Gerechtigkeit wohnt. Und dort sind dann alle diejenigen nicht dabei, die nicht dazupassen. Draussen sind…(Offb.21,8).
Bei der Rede vom Zorn Gottes steht m. E. die Beziehung zwischen einem persönlichen Gott und den Menschen im Vordergrund. Hier ist verständlich zu machen, dass Gott enttäuscht ist, dass Menschen ihre Freiheit mißbrauchen und sich gegen ihn stellen und _fortgesetzt_ auf seine Angebote zur Gnade nicht eingehen.
Die Ansicht einer unendlichen Quälerhölle allerdings verdunkelt den Charakter Gottes allerdings ganz massiv. Da wäre dann ein Gnadentod humaner, wenn er keine Hoffnung mehr für die Verurteilten besitzt.
Ich halte mich da lieber an Jes. 45,22-24: Wendet euch zu mir, so werdet ihr selig, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und keiner mehr. Ich schwöre bei mir selbst, und ein Wort der Gerechtigkeit geht aus meinem Munde, dabei soll es bleiben: Mir sollen sich alle Kniee beugen und alle Zungen schwören und sagen: Im HERRN habe ich Gerechtigkeit und Stärke. Solche werden auch zu ihm kommen; aber alle, die ihm widerstehen, müssen zu Schanden werden.
Interessant ist, daß alle deutschen Bibelübersetzungen in bibleserver.com den entsprechenden Begriff וְיֵבֹשׁוּ im Grundtext für „zuschanden werden“ AUSAHMSLOS in „beschämt werden“ übersetzen und nicht in „zuschanden werden“..
Beschämt werden dann sicherlich alle, die UNVERDIENTE Gnade erlangen.
Das wären im zitierten Text Jes 45,22-24 praktisch alle Menschen.
Um auch hier das genauestens zu prüfen, muß man eine Interlinearübersetzung benutzen oder griechisch und hebräisch auf Sprachstufe C2 beherrschen UND dazu die hebräische oder griechische Bibel inhaltlich-theologisch studieren.
In der Praxis aber können Laien nur das glauben, was und wieviel ihre Prediger und Schriftlehrer selbst beherrschen und ihnen predigen. Auslegungsmäßig zitieren diese aber in der Regel aus Unkenntnis und mangelnden Forscherdrang der Einfachheit halber die Auslegungen ihrer eigenen Glaubensgemeinschaft.
Meine Tipps:
Bei kniffeligen Fragestellungen:
– Mehrere Übersetzungen vergleichen
– Auch anderssprachige Übersetzungen benutzen, die man gelernt hat
– (Mehrere) Interlinearübersetzungen parallel benutzen.
– Auslegungen zur Bibel von verschiedenen Auslegungsrichtungen lesen und mit der Lehrmeinung der eigenen Kirche vergleichen.
– In der Gemeinde Fragen stellen, wenn sich Widersprüche zwischen verschiedenen Übersetzungen oder verschiedenen Auslegungen ergeben.
– Nachfragen auf welcher Bibelschule der Prediger studiert hat, um die Lehrmeinungsrichtung zu erkennen..
– SELBST forschen.
.
„Beschämt werden dann sicherlich alle, die UNVERDIENTE Gnade erlangen.
Das wären im zitierten Text Jes 45,22-24 praktisch alle Menschen.“
Aber diese Gnade wird für niemanden billig sein.
Bitte mit den angegebenen Methoden die Schrift daraufhin prüfen.
😉
Geliebter Bruder Wolfram,
über das Weltgericht Gottes, das Jesus predigt, predigt man meines Erachtens dann korrekt, wenn man das Gericht im Detail beschreibt, aber auch über das in der Bibel proklamierte Ende des Gerichts predigt, weil sich sowohl im AT als auch im NT jeweils viele Textstellen finden, die genau das aussagen.
Somit ist dein Beitrag keine Rede über ein Endgericht, das insgesamt inhaltlich darzustellen wäre.
Auf diese deine entsprechende komplette Darstellung warte ich neugierig.
Grüßle
Dabei ist mir bewußt, daß es ein überwiegend evangelikales oder auch dogmatisch gefestigtes Weltgericht gibt, welches meiner Meinung nach jedoch vom biblisch-grundtextlichen Weltgericht abweicht.
Geliebter Bruder Jazzico,
Ich erahne wie du es meinst, man spürt bei dir immer wieder diese Sorge, die dich umtreibt,….ich kann dich verstehen, niemand möchte einen anderen Menschen, ewig verurteilt wissen, wenn Gott barmherzig ist, und gnädig und voller Liebe,… dann ist der Gedanke befremdend, dass ER auch zornig sein kann.
Ich glaube es ist dir besonders wichtig, und du wünscht dir dass kein Mensch jemals verdammmt wird. Ich kann es nachvollziehen,… wer Liebe erfahren hat wünscht sie auch allen anderen Menschen. Und ich glaube auch an einen gerechten Gott, der keinen Menschen übervorteilen wird, und dass seine Liebe am Ende siegt.
DENN GOTT IST LIEBE UND GERECHT
Es gibt im christlichen Bereich viele verschiedenste Auslegungen vom Weltgericht oder von der Hölle.
Da hätten wir folgende Varainten:
calvinistisch
lutherisch
evangelisch
adventistisch
universalistisch
katholisch
nach Kirchenvater Origenes
augustinisch
anselmvoncanterburyistisch
karlbarthistisch
diverse weitere evangelikale
und viele mehr…..,
je ganz nach den zig verschiedensten Kirchenvätern, Evangelisten, Päpsten, Alt- und Neuheiligen.
Wolfram, welche selbst geprüfte Variante empfiehlst du?
Ich bitte um eine kurze inhaltlichen Zusammenfassung des Wesentlichen.
Grüßle
Es gibt auch die biblisch durchdachte und ohne Zweifel sehr grundtextnah bearbeitete postcharismatische Variante, auf die nochmals hingewiesen sein will:
https://www.youtube.com/watch?v=QRYARYX5qtU
Grüßle
Im Grunde geht es darum, dass einmal der Zeitpunkt kommen wird, wo es nichts Negatives mehr geben wird. Bis dahin findet ein Gericht statt. Das Gericht ist ein Prozess, der sich daraus ergibt, wonach sich der Mensch in seinem Dasein richtet: Nach der Wahrheit, durch die er das ewige Heil erlangt, oder nach seinen irdischen Begierden, die ihn immer mehr von der Wahrheit entfernen.
https://manfredreichelt.wordpress.com/2016/07/21/himmel-und-hoelle/