Überlegungen zur Rezeption eines Artikels von Jürgen Schuster bei Michael Diener
Kurz vor Weihnachten empfahl der Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Michael Diener, auf seiner Facebook-Seite einen Artikel von Jürgen Schuster, der in den „Theologischen Beiträgen“ veröffentlicht wurde. Die anschließende Facebook-Debatte verlief (für ihn offensichtlich unerwartet) konfliktgeladen. Das kann natürlich darauf zurückgeführt werden, dass sich manche Mitchristen gerade ganz gerne mal mit Michael Diener streiten. Aber ich bin davon überzeugt, dass sich diese Debatte an zwei Sachfragen entzündet hat, die über innerevangelikale Meinungsverschiedenheiten hinausgehen, derzeit ungeklärt sind und über die gesprochen werden sollte. Was war also passiert:
I.) Der Artikel von Jürgen Schuster, den Michael Diener empfahl, ist in der Tat absolut lesenswert und wirklich gut geschrieben. Es geht um das Buch „Freischwimmer“ von Thorsten Hebel. Sorgsam, mit biographischem Fingerspitzengefühl und kulturanthropologischem Sachverstand arbeitet Schuster den Weg Thorsten Hebels heraus – vom evangelikalen „Insider“, dessen Glaube auf dem Fürwahrhalten von Glaubenssätzen beruhte, über seine Glaubenskrise, in der sein System zusammenbrach, bis zu seiner erneuten Gotteserfahrung unter veränderten Vorzeichen. Daraufhin wendet er zwei verschiedene Differenzierungsmodelle auf Thorsten Hebels Fall an, um dessen Entwicklung zu deuten und so zu verstehen. Und zwar erstens das Modell der „Stufen des Glaubens“ von James Fowler und zweitens die „Basismentalitäten“ oder „Mindsets“ aus Heinzpeter Hempelmanns Buch „Prämodern-Modern-Postmodern“, die bei der breiten kirchlichen Verwendung der Sinus-Milieustudien eine Vermittlungsolle spielen. Beide Modelle treten mit dem Anspruch auf, lediglich Vorhandenes beschreiben, aber nicht (be-)werten zu wollen, also Wahrnehmungshilfe zu sein, um zu erfassen, „wie unterschiedlich Menschen ‚ticken’“ (Hempelmann). Das Interessante ist nun, dass Michael Diener dazu schrieb: „Ich höre schon den Aufschrei der prämodern fundamentalistisch Geprägten, wenn Jürgen Schuster so wunderbar treffend formuliert: ‚Gott hat als Weg seiner Selbstoffenbarung an die Menschheit nicht die Buchwerdung seines Willens, sondern die Menschwerdung seines Sohnes gewählt.’ und ‚Es kann nicht sein, dass Menschen erst eine sozio-kulturelle Grenze überschreiten müssen, bevor sie glauben können.’“. Es ist unschwer zu erkennen, dass hier im Zuge der Rezeption doch eine Wertung stattfindet (und zwar unabhängig davon, ob diese beabsichtigt war oder nicht): So, wie er den Begriff „Aufschrei“ verwendet, transportiert er eine klare (Ab-)Wertung der „prämodern fundamentalistisch Geprägten“. Die Formulierung hat die Intention, gegen die erwartete Kritik zu immunisieren, weil sie gegenüber den zitierten Sätzen nicht ernstzunehmen sei. Wertungsfrei wäre gewesen, wenn die Kritik und die kritisierten Sätze auf gleicher Ebene gewürdigt worden wären. Warum also wurden diese Differenzierungsmodelle nicht wertfrei verarbeitet? Meine These: Das liegt keineswegs an Michael Diener, sondern an den Modellen selbst, die ihre Wertungsfreiheit nur behaupten bzw. beabsichtigen, aber in dem soziokulturellen Kontext, in dem sie stehen, faktisch nicht durchhalten können. Das möchte ich begründen:
II.) „Stufen des Glaubens“ ist, wie der Name schon sagt, ein Entwicklungsmodell. Ich habe es im Theologiestudium kennengelernt. Es will nicht den Glauben von Menschen bewerten, sondern verstehen, um darauf angemessen eingehen zu können. Ich kann mich erinnern, dass ich diese Behauptung mit dem Dozenten kritisch diskutierte. Das Modell ist nämlich nach Altersstufen aufgebaut (Pate gestanden hat das Modell der kognitiven Entwicklung von Jean Piaget). Es folgt einem generativen Schema: Man kommt von Stufe zu Stufe höher; jede Stufe setzt die vorherige voraus. Das bedeutet, dass die Stufen nach unten als „weniger“ und nach oben als „höher“ entwickelt gelten. Manche bleiben nun mal auf der dritten Stufe hängen und entwickeln sich nicht weiter. So verstand unser Dozent damals die Evangelikalen. Und Fowler bietet dafür Anlass: Er identifiziert Glaubensformen an mehreren Stellen mit Glaubensinhalten – und bietet damit die Möglichkeit, das Ganze so zu verstehen, dass jemand, der „Offenbarung“ mit der „Buchform“ der Bibel verbindet, eben einfach noch nicht weit genug entwickelt ist. Ein als deskriptiv deklariertes und dennoch wertendes Entwicklungsmodell wird auf diese Weise zur Legitimationsinstanz für theologische Entscheidungen mit der Folge, dass diese Entscheidungen eben nicht mehr theologisch, sondern entwicklungspsychologisch verantwortet werden. Und genau in dieser Ebenenverschiebung liegt die eine Hälfte des Problems, an dem sich der Konflikt auf Michael Dieners Facebookseite entzündete.
III.) Ich sehe das Problem bei Hempelmanns „Mindsets“ („Prämodern – modern – postmodern“) ganz ähnlich. Sie basieren nämlich durch die Attribute „prä-„ und „post“ auf dem Faktor „Zeit“, und auf der Zeitschiene haben auch unsere Gesellschaften im Ganzen eine Entwicklung durchgemacht. Und zwar eine, auf die sie stolz sind! Es ist zum Narrativ, zur großen Erzählung Europas geworden, das wir uns in unserer jeweils aktuellen Verfasstheit als höchstentwickelte Form menschlicher Zivilisation, ja der Evolution überhaupt ansehen. Teil dieses Narrativs ist der Schritt vom (angeblich) „finsteren Mittelalter“ in die Moderne. Sie gilt als fortschrittlich und innovativ, aber was davor war hat den Beigeschmack des Verstaubten, Unvernünftigen, Ewiggestrigen. Dieser Narrativ verbindet sich ganz von selber mit dem Begriff des „Prä“- und „Postmodernen“; er lässt sich bis hinein in Hempelmanns Deklinationen dieser Basismentalitäten hineinverfolgen. Es ist unmöglich, das Modell der „Mindsets“ von diesem großen Narrativ abzulösen (selbst wenn er die Neutralität unbedingt wahren möchte und ich ihm abnehme, dass er das für sich persönlich auch hinkriegt)! Allein die sprachliche Konnotation auf der unwillkürlichen Verstehensebene macht das spätestens für den Rezipienten unmöglich. Der übernimmt dann zwar die Sprachform „ich meine es nicht wertend“, aber kann die den Begriffen selbst innewohnende, konnotierte Wertung im Sprechvorgang deswegen noch lange nicht abstellen. Infolgedessen kommt es zu Doppelbotschaften; die fallen auf, werden bemerkt und führen zu unwillkürlicher Verärgerung – die andere Hälfte des Problems, das der Ausgangspunkt für den Facebook-Konflikt war.
IV.) Es gibt noch ein weiteres Problem mit Hempelmanns „Mindsets“: Der Praxistest klappt nicht. Ich habe sein Buch „Prämodern – Modern – Postmodern“ intensiv durchgearbeitet und eine ganze Zeit lang versucht, mich selbst und die Konflikte, in denen ich in meiner Kirche stehe, aus der Perspektive dieses Schemas wahrzunehmen und zu verstehen. Und bin letztlich daran gescheitert. Von der theologischen Systematik her müsste ich eigentlich „prämodern“ sein: Ich gehe davon aus, dass es eine einzige ewige personale Wahrheit gibt (nämlich Gott), die weder auf dem Diskursweg noch auf dem Weg individueller Narrative gebildet wird, sondern die vor und außerhalb des Menschen existiert, die sich in Jesus Christus inkarniert hat und uns vollmächtig und wirksam vermittelt wird in, mit und unter den Worten der Heiligen Schrift. „Offenbarung“ nennt man das. Aber außerhalb dieser theologischen Grundentscheidung passt eigentlich nichts in meinem Leben zum Schema des „Prämodernen“ – Style, Interessen, Musikgeschmack, Konsumverhalten, alles ist anders. In dem Kartoffelsystem der Sinus-Milieus® würde ich mich ganz woanders unterbringen. Dasselbe beobachte ich bei vielen anderen „theologisch Konservativen“ auch. Die sind nicht alle auf der prämodernen A-Säule! Kann „konservativ“ vielleicht selbst eine Spielart des „Postmodernen“ sein? Gibt es das – konservative Postmoderne, postmoderne Konservative? Was ist denn Victor Orbán für einer? Sebastian Kurz? Oder so eine schillernde Gestalt wie Alice Weidel? Ich fürchte inzwischen, dass in diesem Konzept so viele Vermischungen zwischen formalen und materialen Gegebenheiten stattgefunden haben, dass es für das Verständnis mindestens innerchristlicher Phänomene, wie wir sie derzeit beobachten, nicht wirklich hilfreich ist. Außerhalb seiner ausdrücklich missionarischen Zielsetzung sehe ich die Anwendung („Verwurstung“) immer kritischer. Sie kann ein ganz simples Machtmittel sein:
V.) Die Rezeption der Basismentalitäten in unserer Landeskirche (und in der EKD dürfte das nicht anders sein) sieht so aus, dass man sagt: Wir wissen aus den Sinus-Milieustudien, dass die Zahl der „Prämodernen“ auf der A-Säule stetig sinkt. Theologisch Konservative sind auf der A-Säule. Also sind sie in unserer Kirche ein Auslaufmodell. Es macht von daher keinen kirchenpolitischen Sinn mehr, sie in Konsensfindungen mit einzubeziehen – viel zu anstrengend. Wir hängen den Wagen einfach ab und lassen ihn ausrollen. Mit Hilfe (man könnte auch sagen: unter Missbrauch) dieses kirchensoziologischen Konzeptes werden nun also theologische Entscheidungen legitimiert! Und zwar solche, die eine inhaltliche Bindung an Schrift und Bekenntnis hinter sich zurücklassen, damit auch Bindungen an Glaubensinhalte und an Menschen, denen diese heilig sind. Was ist denn, wenn es gar keine „Prämodernen“ sind, die man zurücklässt, sondern Leute, die selber ein „postmodern-konservatives“ Mindset haben, gefüllt mit anderem Inhalt? Was ist denn, wenn diese Glaubensinhalte essentiell sind für den Bestand der Kirche als „Leib Christi“? In wessen Küche begibt man sich, wenn man theologische Entscheidungen nicht mehr theologisch, sondern soziologisch verantwortet? Adolf Schlatter hat gesagt: „Das Denken muss als Denken zustande kommen und wahr werden, das Wollen als Wollen entstehen und gut werden“ (Adolf Schlatter: Das christliche Dogma, S. 127). Ich sage entsprechend: Ungeachtet der Überlappungen, die ich nicht in Abrede stelle, müssen theologische Entscheidungen als theologische Entscheidungen verantwortet werden und soziologische bzw. entwicklungspsychologische Phänomene als das betrachtet werden, was sie sind. Wenn man die Theologie in der Soziologie aufgehen lässt, zelebriert man eigentlich nichts anderes als den alten Feuerbach mit seinem unvergleichlichen Diktum: „Der Mensch erschafft sich Gott nach seinem Bilde“. Ich habe den starken Eindruck, dass dies nicht nur im landeskirchlichen Umfeld, sondern auch unter Evangelikalen längst Realität geworden ist.
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Im nächsten Blogbeitrag: Jürgen Schuster hat das Verhältnis von Evangelium und Kultur in seinem Aufsatz eigens reflektiert. Das rechne ich ihm hoch an, habe aber an seine Lösung verschiedene Rückfragen.
Ihr habt Probleme !!!
Der Mensch hat schon immer versucht, seine Natur durch Kultur zu heilen und auch die Natur seiner Umgebung. Kurzfristige „Erfolge“ führen zu Bequemlichkeit und Stolz, bis dann eben die Dämme brechen und Flüsse über die Ufer treten. Gott, unabhängig von Kultur und Modernität, ist Herr dieser Natur und damit einzige Quelle und Lösung, Erlösung von derselben. All diese oben beschriebenen Prozesse finden sich bereits um 1800 und dann wieder um 1900, als die Menschen sich wieder und wieder fragten, was sie eigentlich sind und zu was sie sich machen möchten. Es gibt nichts Neues unter der Sonne … Danke, Dr. Hohage, für diese interessanten Deutungen!
Hallo Jana, was Du schreibst, beschäftigt mich auch häufig – dass sich das Denken so alle etwa 100 Jahre ähnlich wiederholt. Darüber müssen wir uns mal etwas näher austauschen.
Der Fortschritt-Narrativ halte ich für pure Arroganz. Dass die Menschheit intelligenter, besser, entwickelter ist als die Menschen in der Antike entstammt dem Besserwissertum unserer Zeit. Beschäftigt man sich intensiv mit der Geschichte müsste jedem bewusst werden, dass die Entwicklung ein starkes auf und ab ist. Man muss nur mal die schrecklichen Kriege, Genozide und andere menschenentwürdigende Phänome unserer Zeit betrachten. Dagegen steht der Satz des Pythagoras oder der hippokratische Eid, welche über tausende von Jahren bestehen blieben.
In der Didaktik habe ich von einer „didaktischen Spirale“ gelernt, dass derselber Gegenstand immer wieder vorkommt, aber auf einer immer komplexeren Stufe.
Allerdings darf es nicht vorkommen, dass man auf einer höheren Stufe etwas zurücknehmen muss, was man auf einer früheren Stufe gelernt hat.
Und da sehe ich das Problem bei bestimmten Formen naiven Kinderglaubens. Als die Weihnachtsmann- und Christkindgeschichten, die eigentlich die Geschenke bringen, waren mir immer suspekt, ebenso wie Klapperstorch-Geschichten. So habe ich es meinen Kindern nie erzählt/erklärt.
Viele Menschen kommen m.E. in ihrer religiösen Entwicklung in Probleme, weil man ihnen in früheren Stufen Dinge erzählt hat, die dann, wenn es im Leben schwierig wurde, keinen Bestand mehr hatten. Vor lauter Bestreben, alles Böse und Finstere von den Kindern fernzuhalten, haben sie Tod und Krankheit im Zusammenhang mit Religion eher so kennen gelernt, dass Gott dies von einem fernhält, wenn man genügend glaubt. Dann kann sogar Petrus auf dem Wasser gehen. Und erst, wenn er nicht mehr richtig glaubt, geht er unter.
Und dann kommen die Stürme des Lebens. Und zu den Tiefschlägen, die man dabei bekommt, kommt auch noch der Tiefschlag, dass man nicht richtig geglaubt hat oder glaubt – denn ansonsten wäre man ja von den Tiefschlägen des Lebens verschont geblieben.
Kann man daraus „Stufen des Glaubens“ konstruieren?
Vielleicht sollte man doch mehr darauf achten, wie welcher Glaube vermittelt wird.
Und wenn sich dabei heraus stellt, dass man später Dinge zurück nehmen muss, dann sollte man sie in Zukunft vorher anders erzählen und predigen: So, dass man sie eben nicht zurück nehmen muss.
Das ist in meinen Augen ein sehr guter Hinweis und in dieser Hinsicht halte ich Fowlers Modell auch für verwendbar, wenn man es nahe genug an Jean Piaget anbindet. Es gibt in unserem westlichen Christentum zwei Gefahren bei der Glaubensvermittlung an Kinder: Das „fromme Lügen“ und die Entmytholgisierung. Es hat einen Zauber, wenn Kinder glauben, dass der Nikolaus die Stiefel voll macht – den Zauber der „ersten Naivität“. Aber das ist so schnell vorbei heute; ich habe das selbst erlebt, wie meine kleine Tochter mit einem anderen Kind darüber diskutierte, ob es diesen Nikolaus wirklich gibt. Da war sie vier Jahre alt. Die durchschauen das so schnell heute, und wenn Eltern da etwas inszenieren möchten und es hinterher zurücknehmen müssen, machen sie damit auch eine Aussage zur Vertrauenswürdigkeit von Glaubensaussagen, die Kinder sich merken. Allerdings hat jede Kognitionsstufe ihren eigenen Zauber und der ist nicht einfach weg, sondern wird, wenn es glatt läuft, in die nächste Stufe inkludiert. Wir hatten das damals, als wir über Piaget diskutierten, dass diejenigen, die so gern Computer spielen, dabei ganz einfach ihre magische Phase ausleben 😉 Im Sinnfeld virtueller Realität ist ganz vieles „magisch“. Du versteht es nicht, warum es funktioniert, aber du hast das Zauberwort (Passwort) und kannst die Seite öffnen. Was ich damit sagen will: Das „Zurücknehmen müssen“ ist tatsächlich ein Problem. Aber es ist gerade bei Kindern trotzdem wichtig, das „Magische“ zu würdigen und das gelingt uns am besten, wenn wir als Erwachsene diese Anteile (und die daraus resultierenden Beedürfnisse) in uns selber würdigen und wertschätzen…
Wobei das „Magische“ kritisch gewürdigt werden muss.
Ich bin von dem Gedanken der Auferstehung immer noch so fasziniert, dass damit mein Bedarf an „Magie“ nahezu restlos aufgesogen ist.
Wer sich auf „Magie“ einlässt, macht sich davon abhängig – ob es „Magie“ nun in „Wirklichkeit“ gibt oder nicht. Und das kann üble Folgen haben.
… falls wir jetzt mit „Magie“ dasselbe meinen…
Schön, Dr. Hohage. Wenn es auch Jahre gedauert hat, aber jetzt siehst Du doch immerhin, dass Hempelmann eine selbstäkularisierende Wirkung hat – wie übrigens auch andere ehemalige Evangelikale, die irgendwann mal abgedriftet sind und heute eher die Funktion von U-Booten haben, durch ihre Thesen den Glauben zersetzen und das aufgrund ihres in der Vergangenheit durch gute Arbeit erreichten Status als zuverlässige Leute auch leichter tun können – vgl. Siegfried Zimmer, Giesekus, auch Diener..
Shalom! ??
Gott wird beschrieben als der
„Ich bin“
absolut, fest, zentriert, stabil, statisch, fundamental
Ideal.
Dieser „Ich bin“ ist Vorbild von „Fundamentalisten“.
Gleichzeitig ist Gott zeitlos alles in allem, „wird sein“ alles in allen.
So finden sich unzählige im Wort beschriebene dualistische Eigenschaften Gottes, die nicht statisch sind, sondern prozessual in Erscheinung treten.
Der Mensch ist ein Abbild Gottes?
Atheisten sagen, Gott sei eine Projektion des Menschen.
Christen sagen, der Mensch sei eine Projektion Gottes:
Jeder Mensch ist ein Abbild Gottes.
Fundamentalisten können schwerlich eine Entwicklung anerkennen.
Jedes Wort der Bibel ist gottgehaucht und statisch gültig.
Der Laienchrist kann aus dieser Perspektiveheraus begründet sagen, daß die tägliche Bibelarbeit in Form der Lesung und Durchdenkung des Tagesverses der Herrenhuter Losungen ausreichende Bibelforschung ist. Gott wirkt durch jeden separierten Bibelvers.
Die Folge ist statistisch gesehen Tohuwabohu.
Entwicklung des christlichen Glaubens wird deutlich an der Tatsache des Alten „schlechteren“ Testamentes hin zum Neuen „besseren“ Testament,
an der Tatsache, daß Jesus das AT neu auslegt, an der Tatsache, dass Paulus Jesus auslegt, an der Tatsache, daß die Alte Kirche die gesamte Bibel und die vorherigen Entwicklungen auslegt und in Dogmen fasst, daß die Reformation wiederum alles Vorherdagewesene erneuernd auslegt, daß die Pietisten wiederum neu auslegen, daß YouTuber und Blogger zu Zehntausenden individuell auslegen.
Gott ist der selbe, gestern, heute und in Ewigkeit.
Ein Schlagwort, welches den „Ich bin“ festhalten will, um seelisch nicht verloren zu gehen.
Gott ist und Gott war und wird sein. Flexibel, dynamisch, facettenreich, klug, entwicklungsfähig……barmherzig
Im Namen der Liebe.
Der beschriebene Fundamentalismus bleibt tot, wenn er in Starre verharrt.