Unter Gottes Schutz

Wolfgang war mit seiner Einheit zu einem Übungseinsatz der Bundeswehr. Es war Nacht. Sie waren aufgeteilt in kleinere Gruppen und übten einen Angriff. Das Gelände war sehr unübersichtlich. Sie waren durch einen Wald gekommen und standen nun vor einem gerade gepflügten Acker. Etwa 200 Meter waren zu überwinden. Dann ging es in ein anderes Waldstück. Sie hatten den Befehl, sich sofort nieder zu werfen, sobald ein Leuchtsignal abgeschossen wird. Wolfgang und seine Kameraden mühten sich mit ihrem schweren Gepäck. Sie kamen nur schwer voran, die frische Erde klebte an den Schuhen. Gleich würden sie den rettenden Wald erreicht haben. Da leuchtete das Lichtsignal auf. Wolfgang warf sich auf die Erde. Vor seinem Mund spürte er etwas Hartes, Kaltes, Undefinierbares. Sie hatten den Befehl, bei einem weiteren Leuchtsignal weiter zu stürmen. Er wartete, die feuchte Erde klebte an der Uniform. Da endlich – das Leuchtsignal. Es wird für kurze Zeit hell, Wolfgang steht auf und stellt erschrocken fest, dass er unmittelbar vor einem Pflug gelegen hatte. Wäre er einen Schritt weiter gegangen, wäre er mit dem Gesicht auf das Ackergerät gestürzt. Er wäre schwer verletzt worden, hätte sicher auch seine Zähne verloren und wer weiß, was noch passiert wäre.

Gottes großes Versprechen

Wolfgang lebte damals noch ohne Glaubensverbindung mit dem lebendigen Gott. Später lernte er den Psalm 91 kennen. Da ist von dem Schutz des Höchsten die Rede, die dem zuteil wird, der dem Allmächtigen vertraut: „Er bewahrt dich vor versteckten Gefahren. […] Wie ein Vogel seine Flügel über die Jungen ausbreitet, so wird er auch dich behüten. […] Du brauchst keine Angst zu haben vor den Gefahren der Nacht. […] Es wird Dir nichts Böses zustoßen. […] Denn Gott wird Dir seine Engel schicken, um dich zu beschützen. […] Sie werden dich auf Händen tragen, und du wirst dich nicht einmal an einem Stein stoßen.“ (Psalm 91,3-12 in Auszügen) Wolfgang wunderte sich, dass er das erleben durfte ohne Glaubensverbindug mit dem Herrn über Leben und Tod.

Wolfgang erzählte viele Jahre später,
dass ihm erst noch lange Zeit bewusst geworden war, dass er fast
wörtlich erlebt hat, was Psalm 91 beschreibt: Versteckte Gefahr im
Dunkel der Nacht, die Macht des Bösen, schützende Engel, Bewahrung
durch den Höchsten. Im Rückblick schämte sich Wolfgang, dass er
das wunderbare Erleben jener Nacht lediglich als Zufall und „Glück
gehabt“ bezeichnete.

Tägliche Bewahrung

Zum Erinnern und Überlegen: Wie oft blieb ich bewahrt beim Überqueren der Straße? Wie oft passierte mir auf der Autobahn nichts, obwohl mich ein rücksichtsloser Raser überholte, als ich selbst zum Überholen ansetzte? Wie oft nahm ich es für selbstverständlich unter dem Schutz des Höchsten wohnen zu dürfen? Wie wunderbar ist es, mit der göttlichen Zusage leben zu können: „Ich werde ihn/sie schützen, weil er/sie mich kennt und ehrt.“ (Psalm 91,14)

Dieser Blog-Beitrag von Horst Marquardt erschien zuerst auf Marquardts Bilanz . Lies hier den Original-Artikel "Unter Gottes Schutz".

Über Horst Marquardt

Horst Marquardt, Jahrgang 1929, ist evangelischer Theologe, Journalist, Autor und Mitbegründer mehrerer evangelikaler Werke. Im Laufe seines langen Leben war er maßgeblich beteiligt an der Gründung des ERF, der evangelischen Nachrichtenagentur idea und dem Christlichen Medienverbund KEP. Außerdem leitete er von 1999 bis 2017 den Kongress Christlicher Führungskräfte (KCF). Bis heute ist ihm die Verbreitung des Wortes Gottes sein wichtigstes Anliegen. Auf diesem Blog finden sich Andachten und Bibelauslegungen aus mehreren Jahrzehnten Lebenserfahrung.

2 thoughts on “Unter Gottes Schutz

  1. Mehr als 70 Millionen Tote im 2. Welkrieg.

    Wahrscheinlich wenigstens 300 Millionen endlos trauernde Mütter, Väter, Kinder, Verwandte, Freunde….

    Sehr viele davon haben um Bewahrung ihrer Jungen im Feld gebetet.

    Wo war da Gott?

    Christen haben auch die Aufgabe, in der Gesellschaft darauf hin zu wirken, daß solche Gräuel in der Gegenwart nicht geschehen.

    Ich kann mich des Eindrucks weiterhin nicht erwehren, daß besonders viele Evangelikale in einer gewissen Engführung primär nur an sich denken?

    Wirkt etwas sehr religiös naiv und selbstzentriert!

    Traurig!

  2. Was schlägst du vor?
    Rückwirkend, Gegenwärtig und Zukunftsorientiert….

    Im Rückblick der Geschichte finden sich immer wieder kleine und größere Werke von Christen, …in denen einige Menschen Frieden finden konnten,….

    Es wird immer Tote geben, Kriege, Boshafte Menschen, Leid, Schmerz…. das sagt Jesus für die Endzeit voraus,….ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei….
    Und wieviele Menschen sind seitdem schon umgekommen….
    Nicht nur Christen,… jeder Mensch steht in der Verantwortung …das Gute zu tun und das Böse zu meiden.
    Wir sehen aber das die Saat des Bösen, überall und an jeder Ecke aufgeht, und Christen können nicht überall sein, …aber da wo sie sind geben sie Hoffnung und Frieden weiter, und das strahlt in die Welt hinaus…. aber wer lässt sich davon aufhalten?

    300 Millionen endlos trauernder Mütter, Väter, Kinder, Verwandte, Freunde….
    Wo war Gott?

    Wo waren die 300 Millionen Menschen …die trösten, die mit den Trauernden weinen, die von Hoffnung reden und Mut zusprechen… die mitleiden…
    Nicht eine kleine Gruppe von Menschen trägt die ganze Verantwortung dieser Welt, jeder ,,ist Mensch“ doch nicht jeder reicht dem Elenden die Hand,…. es sind immer nur einige wenige die von der Liebe zum Menschen getrieben werden…. Verantwortung für diese Welt haben alle.

    Der Mensch ist ein ,,ICH“ und er will satt werden, und viele sind so satt das sie schon angefangen haben sich Vorräte zu sammeln, damit sie für die Ewigkeit satt bleiben.
    Es fängt alles an mit dem Blick auf Gott, denn dann geht der Blick auch zum Nächsten,…. und so werden auch andere satt, und das ,,ICH“ wird zum ,,WIR“

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